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stricki

Posted on 20.2.2024

Die Zukunft von Venedig "Acqua alta" ist ein beeindruckender Roman, der hart an der Realität spielt. Venedig wird genau wie im Buch seit Jahren und zunehmend mehr von Hochwasser bedroht, die Misere mit den Touristenmassen und den Kreuzfahrtschiffen dürfte niemandem entgangen sein. Isabelle Autissier nimmt sich hier viel Zeit, die besonderen Umstände der Stadt auf Stelzen in der Lagune zu erläutern. Ebenso wie die Bemühungen der Politiker, mit knallhartem Stadtmarketing Geld in die Kassen zu spülen und Arbeitsplätze zu schaffen. Hauptsächlich mit Tourismus und noch mehr Tourismus. Diese Erläuterungen sind anspruchsvoll. Aber es wäre kein Roman, wenn wir hier nicht auch einen verheerenden Familienkonflikt hätten. Vater Guido, der Wirtschaftsrat und Tourismusfanatiker, Mutter Maria Alba, alter venezianischer Geldadel und die hitzköpfige Tochter Léa, die Umweltschützerin, die sich radikalisiert und gegen ihren Vater wendet. Großartig, wie Léa und ihre Mitstreiterinnen die verlassene Geisterinsel Poveglia besetzen, um zu verhindern, dass ihr Vater dort ein Luxusressort baut, während das sensible Ökosystem der Lagune immer weiter zerstört wird. Alle Hoffnung Venedigs ruht auf MOSE, einem gigantischen Unterwasser-Bollwerk, dass bei Hochwasser aktiviert wird um die Stadt zu schützen. Wirkt das Buch auf den ersten Seiten noch recht trocken und fast schon wie ein Sachbuch, wird es ungemein spannend, als die Interessen der Familie Malegatti auseinander driften und die Fronten sich verhärten. Ich empfehle unbedingt, die Fakten aus dem Roman zu recherchieren. MOSE existiert wirklich, ebenso wie Poveglia, und natürlich das bedrohliche Acqua alta. Ein tolles, ungewöhnliches Buch zu einem wichtigen Thema. Leseempfehlung!

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