sophiesyndrom
Hollywood-Glamour, Geheimnisse, Leidenschaft und Liebe – all das verspricht der Klappentext von Kacen Callenders neuem Buch „Stars In Your Eyes“ und genau das bekommt man auch. Dabei gab es Elemente, die mich sehr, aber auch Elemente, die mich weniger begeistert haben. Mattie, ein aufsteigender Schauspielstar, hat sich noch nicht recht an seinen Ruhm gewöhnt, will jedoch besonders in seiner neuen Rolle im heißersehnten Liebesdrama zeigen, was er kann. Doch ein Hindernis stellt da ausgerechnet sein Schauspielerkollege Logan dar. Er soll den romantischen Gegenpart im Film einnehmen und ist offenkundig nicht davon begeistert, mit Mattie vor der Kamera zu stehen. Bevor sich der Film allerdings aufgrund negativer Resonanz zu einem Flop entwickeln kann, setzt die Produktion Mattie und Logan darauf an, eine Beziehung im wahren Leben vorzutäuschen und ruft damit ganz andere Gefühle auf den Plan. Wie die Triggerwarnung des Buches bereits ankündigt, werden in dieser Geschichte keine einfachen Themen verhandelt. Das merkt man bereits zu Beginn, als sich abzeichnet, wie die Öffentlichkeit auf Logans Handlungen reagiert, die im Grunde nichts weiter als ein Paradebeispiel der ganzen Hollywood Maschinerie sind. Während andere einen Heiligenschein aufgesetzt bekommen, wird Logan zum verhassten Feindbild gemacht. Auf Matties Seite hat man es mit einem homofeindlichen Verhalten seitens des eigenen Vaters zu tun. Beide Protagonisten haben ihre Traumata. Mattie weiß um seine Schwierigkeiten, versucht sich zu öffnen und seine Scham, die er hinsichtlich seiner Homosexualität hat, abzulegen – dabei scheint ihm Logan, der sich so gar nicht für die Meinung anderer interessiert, eine Inspiration zu sein. Logan hingegen schiebt sein Trauma so weit von sich weg, wie es nur geht, ertränkt es in Alkohol und betäubt es durch emotionslosen Sex. Beide Figuren zeigen in der Geschichte eine individuelle, wichtige wie berührende Persönlichkeitsentwicklung und ich finde diese feingliedrigen Etappen hat Callender hier wirklich gut und mit teils nötiger Härte und Ehrlichkeit herausgearbeitet. Aber auch wenn ich bei den Protagonisten einzeln mitgefühlt habe, erreichte mich deren spezielle Verbindung zueinander nicht so recht. Irgendwie fehlte mir hier eine Phase des Kennenlernens, durch die die später ausgesprochenen Gefühle greifbarer hätten werden können. Matties Liebesgeständnis fühlte sich für mich deswegen so unerwartet an – auf etwas irritierende Weise. Ich hätte mir gewünscht, dass manche Szenen und Gespräche zwischen den beiden länger angedauert hätten, um mehr Tiefe in die Beziehung zu geben, wie sie auch den Figuren im Einzelnen vergönnt war. Die Liebesgeschichte blieb für mich so bedauerlicherweise etwas auf der Strecke. Was mir wieder gut gefallen hat, war das Sprechen über consent und das Eingestehen von Fehlern – hier besonders gegen Ende hin. Callenders Schreibstil mochte ich grundsätzlich gern. Besonders herausheben möchte ich die zusätzlichen Beiträge aus sozialen Netzwerken, Logans Krankenakte und Matties Memoiren, die ein vielseitiges Bild der Handlungswelt zeichneten. Bei eigentlichen Handlungsszenen hätte they sich mehr Zeit lassen können, den Figuren mehr Raum geben können, um den LeserInnen nicht nur die jeweilige Gedankenwelt aufzuzeigen, sondern auch das Zusammenspiel der Figuren zu betonen.