Ladybug
Alles ist miteinander verbunden Ben, Mimi, Sarah und Theo sind ein Urgestein in Avalon in ihrer Straße. Die Nachbarn Alice und Shenkman kennen die Vorgeschichte nicht, denn sie sind neu in der Straße. Selbst als Ben bei der Frühgeburt ihres Babys hilft und Waldo damit das Leben rettet, bleiben sie auf Distanz. Dennoch sind da diese besonderen Momente, ist da diese Verbundenheit und daraus entspinnt sich dann die ganze Geschichte. Nach und nach zeigt sich, wie der Unfall, den Theo als Teenager verursachte und den ein Mädchen das Leben kostete, auf alle in der Familie Auswirkungen hat und das ein ganzes Leben lang. Nur Waldo, der autistische Züge aufweist, hat das richtige Gespür, um als Elfjähriger bei einem weiteren dramatischen Ereignis die Dinge an die richtigen Stellen rücken zu lassen. Obwohl die vielen Zeiten- und Perspektivwechsel zunächst ein wenig verwirren, ergeben sie insgesamt aber ein stimmiges Bild. Nur leider wurde an manchen Stellen nicht so gut nachgerechnet. Ein Ereignis von 2010 wird 2014 wieder erwähnt, aber als eineinhalb Jahre zurückliegend. Das passt so ja nicht. Mich bremsen solche Dinge leider etwas aus. Die Storyline selbst hat mir aber super gut gefallen, mich bewegt und nachdenklich gemacht. Ganz viele Stellen im Buch fand ich für mich persönlich tröstlich. Sie greifen Gedanken auf, die ich nie ausgesprochen hatte. Da fühlt man sich dann verstanden und weniger exzentrisch. Die Sprünge durch Zeiten und Perspektiven zeichnen ein starkes Abbild der Zerrissenheit der Figuren. Die einzelnen Charaktere sind wunderbar gezeichnet. Man hat keine Probleme, sie auseinanderhalten zu können. Besonders Waldo ist mir ans Herz gewachsen. Das liegt weniger an seinem Autismus, als an der Unfähigkeit seiner Eltern, besonders seines Vaters, damit umgehen zu können. Es ist herzergreifend, wie gut Ben Zugang zu Waldo findet, obwohl dieser gar nicht weiß, dass Ben ihn auf die Welt geholt und ihm das Leben gerettet hat. Es ist auch herzergreifend zu spüren, wie sehr Ben diesen Ausgleich für den Tod von Misty braucht. Die Hauptaussage des Buches ist wohl, dass man immer miteinander reden muss, auch wenn man meint, dass dies Schmerzen und Leid verursacht. Denn etwas absolut wegschweigen geht nicht und verursacht viel schlimmeres Leid. Selbst wenn man vieles gar nicht in Worte fassen kann. Die teilweise nur peripher angesprochenen, nicht weniger schweren, weiteren Themen verdeutlichen das noch mehr. Keine leichte Lektüre! Aber eine, die vier glänzende Sterne verdient.