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Justine Pust – Wo die Sterne uns sehen Neben ihrem Studium arbeitet Willa ehrenamtlich für verschiedene Selbsthilfegruppen. Diese Arbeit beruhigt sie und bringt Struktur in ihr Leben, auch wenn sie kaum Zeit für andere Dinge hat. Als sie Elias kennenlernt, ein Sportass im Rollstuhl mit sonnigem Gemüt, unterstützt sie ihn bei den Vorbereitungen seines Projektes. Immer schneller schleicht sich Elias in Willas Herz. Doch obwohl auch Willa immer mehr für Elias empfindet hält sie ihn auf Abstand, um nicht verletzt zu werden und vor allem, um ihre Vergangenheit nicht mit ihm zu teilen. Ein weiterer Tiefschlag zwingt Willa sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, wird die junge Liebe daran zerbrechen? Ich habe von der Autorin bisher nur "With you I dream" als Hörbuch gehört und dieses Buch hat mich seinerzeit tief berührt. Auf "Wo die Sterne uns sehen" bin ich in den sozialen Medien aufmerksam geworden und war neugierig. Ich habe das Hörbuch, eingelesen von Regine Lange und Louis Friedemann Thiele aus dem Argon Verlag gehört. Die Laufzeit für das ungekürzte Hörbuch beträgt ca 10 Stunden und 43 Minuten. Beide Synchronsprecher machen einen wirklich guten Job, lassen die Figuren lebendig werden und erschaffen eine gute, emotionale Tiefe. Dadurch war es leicht nicht nur der Geschichte zu folgen, sondern sich auch den Figuren nahe zu fühlen. Es gibt einige Triggerwarnungen für das Buch, diese sollten im Vorfeld beachtet werden, da die psychische Gesundheit der beiden Hauptfiguren und deren Traumata in der Vergangenheit in den Fokus gerückt wurden. Gerade die Vergangenheit und diese eine Szene mit Willas Mutter hat mich extrem wütend gemacht und ich musste das Hörbuch für einige Stunden zur Seite legen, weil es mich so aufgewühlt hat. Die Autorin hat einen angenehmen, modernen Erzählstil und schreibt die Geschichte so dermaßen lebendig und realitätsnah, dass ich mich sofort im Buch/Hörbuch zurecht finden und mich den Charakteren nahe fühlen konnte. Die beiden Hauptfiguren Willa und Elias, aber auch einige der Nebenfiguren wie Dietz oder die beiden Freundinnen von Willa habe ich schnell in mein Herz schließen können. Das Figurenensemble erschien mir sehr gut gewählt, da sich die Figuren gut ergänzen, aber doch auch jede:r auf ihre Weise "zerbrochen" ist und mit seinen/ihren Dämonen kämpft. Aber sie ergänzen sich auch in ihren Stärken, was mir ebenfalls sehr gut gefiel. Dieses Buch hebt sich aus der breiten Masse heraus. Ich habe viele Bücher gelesen, wo die psychische Gesundheit der Hauptfigur angeschlagen ist, aber selten habe ich ein Buch gelesen, das so sensibel mit den verschiedenen Themen umgeht ohne das sie kleingeredet oder auseinandergepflückt werden. Dadurch, dass einige Dinge nur angedeutet wurden, hat das Buch eine besondere Wirkung, einen besonderen Schrecken, und dennoch schafft die Autorin es, Lichtpunkte zu setzen und dadurch Hoffnung zu vermitteln. Was mir hier ebenfalls sehr gut gefiel, war der Zeitfaktor. Heilung braucht Zeit und passiert nicht im Tagestakt. Ich habe geweint und ich war traurig, aber ich habe auch mit den beiden Figuren mitgehofft. Willa und Elias haben schwere Zeiten durchgemacht, wobei Elias in seiner Entwicklung sicher weiter vorangeschritten war, obwohl auch ihn einiges aus der Bahn wirft. Er ist fürsorglich und ein Kämpfer, genau wie Willa, die hier aber für den Moment mehr zu kämpfen hat und einen Rückschlag nach dem anderen verkraften muss. "Wo die Sterne uns sehen" ist ein wunderbares, hochemotionales und tief berührendes Buch über Hoffnung, Verlust, Trauer, Änge und mentale Gesundheit, über Bewältigung der Vergangenheit und das sich ins Leben zurückkämpfen. Mich hat es beim hören durch sämtliche Emotionen der Gefühlspalette geschickt und auch jetzt noch, Tage später, hängt mir die Geschichte von Elias und Willa nach. Von mir gibt es eine Leseempfehlung. Das Cover ist hübsch und passt sowohl zum Titel und zum Inhalt des Buches, wo die Sterne eine große Rolle spielen. Fazit: wunderbar geschriebenes, hochemotionales und tief berührendes Buch. 5 Sterne.