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Posted on 22.1.2024

Die Geschichte um Jack Unterweger hat es in sich. Der Mörder, der sich im Knast schreibend betätigt und weiß die Literaturwelt für sich einzunehmen, um als Lebenslanger aus dem Knast zu kommen und sein Treiben fortzusetzen. Klingt irgendwie nach einem schlechten Märchen, aber ist genauso passiert und wer im True-Crime Bereich unterwegs ist, kennt seinen Fall. Wer hier jedoch eine klassische True-Crime Geschichte erwartet, ist falsch. Dieses Sachbuch, eines nicht benannten Literaten zeigt, wie Unterweger Menschen für seine Zwecke zu manipulieren wusste. Ich habe etwas anderes erwartet, als es hier dann angeboten wurde. Mich hat es dennoch sehr interessiert und auch unterhalten, zumindest ab dem weniger wirren zweiten Teil. In Haft entdeckt Unterweger einen Weg nicht nur auf sich aufmerksam zu machen, sondern auch einflussreiche Menschen für sich zu gewinnen. Mit Gedichten, die teils auch hier abgedruckt sind (und mich nicht überzeugten), vor allem mit seinem Roman „Fegefeuer“ heimste er einige Erfolge ein. Die Literaturwelt Österreichs forderte seine Freilassung – erfolgreich. Nach seiner Freilassung versucht er sich weiterhin als Schriftsteller, ist als Journalist unterwegs und frönt einen gewissen Lebensstil. Dabei enorm viele Frauengeschichten. Dann startet eine Mordserie. Opfer sind Prostituierte und Unterweger gerät in Verdacht. Unser Autor will das auch nach dem Urteil und den ganzen Beweisen nicht so richtig glauben – aber er merkt wohl, dass er wie so viele nur benutzt wurde. Dass der Autor, der selbst schreibt, dass sein Name nichts zur Sache tut, hadert wird in diesem besonderen Mix aus Romananteilen und Reportage besonders deutlich. Recherchematerial erhält er von Malte Herwig. Es geht weniger um die Morde, mehr um die Entwicklung von Unterweger als Schriftsteller. Das Nachwort hat es dann wirklich in sich… Unter dem Strich hat mir das dünne Büchlein mehrheitlich zugesagt, aber wer klassisches True-Crime erwartet, wird eine Enttäuschung erleben.

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