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Fina

Posted on 22.1.2024

Gestaltung: Das Cover wurde hier aus dem Englischen übernommen und gefällt mir ganz gut. Es ist recht schlicht mit seiner blauen Farbe und den angedeuteten Bienen, die sich, ebenso wie die Wabenform, als Element in der Geschichte wiederfinden. Die Bindung ist sehr hochwertig und das Buch lag beim Lesen gut in der Hand. Darum geht's: Regan und Aldo wabern mit Anfang 20 beide etwas unschlüssig durchs Leben, suchen nach der Bestimmung ihres Seins. Als sie in einem Museum aufeinandertreffen, führen sie eine ziemlich unkonventionelle Unterhaltung und können sich auch danach gedanklich nicht voneinander trennen. Immer wieder suchen sie die Nähe des anderen und entwickeln eine unvergleichliche Liebe zueinander, die ihren Kosmos zu sprengen droht. Idee/ Umsetzung: Diese Geschichte wird immer wieder in einem Atemzug mit "Normal People" von Sally Rooney genannt, und als Äquivalent für die Gen Z gehandelt. Ich stecke genau zwischen den beiden Generationen Millennial und Gen Z, sodass ich gespannt war, ob ich mich mit dem Selbstverständnis der Protagonisten identifizieren kann. Erwartet habe ich eine intensive Liebesgeschichte, die unter die Haut geht und mich fühlen lässt, wie Aldo und Regan zueinanderfinden. Den Einstieg fand ich ganz gut, wir lernen Regan und Aldo in ihrem Alltag kennen, Regan steckt in einer recht lieblosen Beziehung fest, aus der beide Parteien den Absprung nicht schaffen. Aldos Leben besteht vor allem aus logischen Zusammenhängen, die die Realität immer mal wieder sprengt, beispielsweise durch die Unwissenheit seiner Studierenden. Schreibstil: Die Sprache ist dabei typisch Olivie Blake, recht verzahnt und dicht, oft muss man einen Satz zwei Mal lesen und mindestens doppelt so lange drüber nachdenken. Bei ihren Fantasywerken hat mir das gut gefallen, hier fand ich es mit der Zeit etwas ermüdend. Wenn man sich dem Buch widmet, dann unbedingt mit voller Aufmerksamkeit. Bei mir hat es leider dazu geführt, dass ich nicht mehr so richtig Lust hatte, zu dem Buch zu greifen, und ziemlich lange daran gelesen habe. Mir fehlte etwas Schwung, der hinter teilweise pseudo-philosophischen Gedankenspiralen zurückblieb. Figuren: Diese Geschichte ist absolut charakterbasiert, alles dreht sich um Regan, Aldo und ihre Beziehung zueinander. Somit steht und fällt das Buch mit ihnen, und genau damit habe ich mich schwer getan. Ich fand beide nicht unbedingt unsympathisch, aber ich konnte mich in ihnen nicht wiederfinden. Meinem Verständnis nach soll die Geschichte ein Stück weit den Zeitgeist der Gen Z darstellen, Regan und Aldo sind allerdings sehr speziell und deshalb für mich keine Repräsentation des Durchschnitts. Beide haben mit tiefgreifenden psychischen Erkrankungen zu tun, die ihr Tun sehr stark beeinflussen. Diese Einblicke waren interessant, obwohl sie für mich mit meinem beruflichen Hintergrund nicht neu waren. Die Autorin hat dazu noch ein sehr gutes Nachwort verfasst; ich finde es gut, dass auf Störungsbilder in Romanen aufmerksam gemacht wird. Doch Regan und Aldo als Personen konnte ich wenig abgewinnen. Ich stand beiden eher distanziert gegenüber, obwohl wir in ihren Gedanken- und Gefühlswelten unterwegs sind. Ich konnte ihre Herangehensweise ans Leben, ihre Einstellungen oft nicht nachvollziehen. Vielleicht bin ich doch mehr Millennial als Gen Z, wer weiß. Leider blieben die beiden für mich ein großes Fragezeichen. Ihre wachsende Zuneigung habe ich gerne begleitet, obwohl mir auch hier das Verständnis für ihre Verbundenheit fehlte. Ich kam einfach nicht ins Fühlen, weil die Figuren mir fremd blieben. Bei einer Liebesgeschichte natürlich schade. Ende: Ich war ehrlich gesagt froh, als ich das Buch zuklappen konnte, die knapp 400 Seiten kamen wir sehr lang vor, was besonders an der dichten Sprache lag. Mein Buch war es leider nicht, aber ich hoffe, dass viele die Geschichte mögen und etwas daraus ziehen können. Die positiven Stimmen aus dem englischsprachigen Raum sprechen dafür, möglicherweise bin ich tatsächlich zu alt für die Lebensrealität der Figuren und habe die Geschichte nicht verstanden. Fazit: "Allein mit dir in der Unendlichkeit" konnte mich leider nicht so begeistern wie erhofft. Ich wurde mit der Lebensrealität von Aldo und Regan nicht warm und habe ihre Liebesgeschichte daher auch nicht mitfühlen können. Mir waren philosophische Ausführungen teilweise zu lang und komplex, die Geschichte zu rational unterwegs für eine zeitgenössische Liebesgeschichte. Mit einem Fantasybuch der Autorin werde ich es bestimmt nochmal versuchen, aber Gegenwartsliteratur aus ihrer Feder scheint nicht so mein Ding zu sein.

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