Kitty Catina
Nachdem ich vor ein paar Jahren schon so gar nicht in „All die verdammt perfekten Tage“, einem weiteren Roman von Jennifer Niven, hineinfinden konnte, war ich etwas skeptisch, was diesen hier anbelangt, muss aber sagen, dass ich wirklich positiv überrascht wurde, denn er konnte mich tatsächlich auf gewisse Weise in seinen Bann ziehen. Durch die sehr kurzen, aber prägnanten Kapitel, fiel es mir wirklich leicht, in die Geschichte hineinzufinden und bei der Sache zu bleiben. Überhaupt ließ sich das Buch richtig schnell und flüssig lesen, was nicht nur an der Kürze der Kapitel lag, sondern auch am guten und flüssigen Schreibstil der Autorin. Ebenso hat sie ein riesiges Talent, das Setting, die Charaktere und deren Gefühle zu beschreiben. Dabei fand ich die beiden Protagonisten sehr interessant, wie sie sich weiterentwickeln und schlussendlich zueinanderfinden. Beide haben eine gewisse Last zu tragen und alle zwei sind richtig gut geschrieben, vor allem aber Libby, die zwar innerlich sehr unsicher ist und mit den Dämonen ihrer Vergangenheit und auch ein Stück weit der Gegenwart zu kämpfen hat, aber dennoch wahnsinnig schlagfertig ist und sich nichts bieten lässt. Für mich ist sie ein sehr starker und liebenswerter Mensch, selbst wenn sie selbst eine Weile braucht, um das zu begreifen. Im Gegensatz dazu wirkt Jack, obwohl er beliebt ist, gut aussieht und mit dem scheinbar coolsten Mädchen der Schule zusammen ist, sehr unsicher. Er versteckt sein Problem und versucht allein damit klar zu werden. Als beide aufeinandertreffen und sich näher kennenlernen, können sie sich gegenseitig helfen, wobei auch hier wieder Libby eher die treibende Kraft ist. Schön fand ich auch, wie gut sich die Autorin informiert hat. Obwohl ich vorher nicht viel über Gesichtsblindheit wusste, habe ich in diesem Buch noch viel darüber gelernt. Ebenso über die Folgen und Probleme, die damit einhergehen. Dennoch konnte ich mir nicht so recht vorstellen, wie Jack es so lange geheim halten konnte. Ebenso fand ich die Problematik von Libbys Übergewicht etwas zu überdramatisiert. Gut, bis zu dem Part, als sie das dickste Mädchen Amerikas war, fand ich das Interesse daran noch nachvollziehbar und auch, dass sie danach noch als dieses abgestempelt wird. Dennoch gibt es in Amerika so viele übergewichtige Menschen, dass sie in ihre Schule nicht so herausstechen sollte, wie sie es tut. Trotzdem mochte ich die Geschichte wirklich gern, konnte beide Protagonisten richtig gut leiden und habe sie auch gern dabei begleitet, zu sich zu finden und auch zueinander. Ich habe Libby wirklich für ihre Schlagfertigkeit gefeiert und Jack mochte ich, weil er einen guten, sanften Charakter hat. Beide zusammen ergeben ein gutes Team. Und selbst, wenn mir am Ende das gewisse Etwas noch gefehlt hat, würde ich das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen, denn es ist süß, kurzweilig und stellenweise sogar richtig tiefgründig.