schnaeppchenjaegerin
Charlotte Regan und Rinaldo Damiani begegnen sich in einem Museum in Chicago und sind fasziniert von einander. Regan hat Kunst studiert, arbeitet jedoch als Museumsführerin. Sie stammt aus reichem Hause, ist impulsiv und rebellisch und macht nach einer Verurteilung des Gerichts eine Psychotherapie. Aldo ist Mathematiker und versucht die Welt und die Menschen nach wissenschaftlichen Ansätzen zu erklären und zu verstehen. Als Doktorand lehrt er an der Universität, hat jedoch nur wenig Freude daran, Wissen zu vermitteln. Durch sechs Gespräche möchte er Regan kennenlernen, doch dabei bleibt es nicht. Die beiden befinden sich bald in ihrem ganz eigenen Kosmos, umkreisen einander und können die Welt um sich herum ausblenden. "Allein mit dir in der Unendlichkeit" wird als Booktok-Sensation und Liebesgeschichte angekündigt, ist jedoch alles andere als eine klassische Romanze. Während das Kennenlernen zu Beginn neugierig macht, die Charaktere zu entdecken und interessant beschrieben ist, wie die Aldo und Regan sich einerseits fasziniert und andererseits doch zurückhaltend geben und spielerisch ihr Interesse für den anderen verbergen, ist der weitere Verlauf der Geschichte anstrengend. Das Buch ist stark charakterfokussiert und ohne erkennbare äußere Handlung. Problematisch dabei ist, dass die Charaktere nicht wirklich sympathisch und schon gar keine Identifikationsfiguren sind. Regans Egoismus, Provokation und das Heischen nach Aufmerksamkeit ist als Künstlerin genauso klischeebehaftet wie der vergeistigte, introvertierte Wissenschaftler rein passiv agiert und bis auf seinen Vater keine sozialen Kontakte hat. Es ist eine Liebesgeschichte, in der wenig Liebe zu spüren ist. Sie ist obsessiv und leidenschaftlich und wird fast ausschließlich auf den Liebesakt reduziert. Die Szenenwechsel sind sprunghaft und oft ist schwer zwischen den Vorstellungen der Charaktere und dem Erlebten zu unterscheiden. Überhaupt besteht die Geschichte überwiegend aus indirekten Dialogen und Gedanken der beiden Hauptfiguren. Regan ist offensichtlich krank und auch Aldo ist nicht gesund. Beide haben mit psychischen Problemen zu kämpfen, verdrängen diese allerdings. Wohin der Weg die beiden führt, ist ungewiss und letztlich belanglos, da die Charaktere gleichgültig bleiben. Nach einem vergleichsweise interessanten Beginn hat mich die Geschichte ohne charakterliche Entwicklung und eine Rahmenhandlung, die einen Beziehungsalltag geschildert hätte, verloren und gelangweilt. Können psychisch kranke Menschen eine gesunde Beziehung führen oder entwickelt der Roman gar die romantische Vorstellung, dass sie durch Liebe gesunden können? Der Fokus der Handlung war für mich nicht zu erkennen. Vielleicht muss man selbst manisch-depressiv oder bipolar sein, um der Handlung etwas abgewinnen zu können. Für mich war die Geschichte eine Aneinanderreihung von Worten, deren Sinn sich mir nicht erschließen wollten.