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uwebaltner

Posted on 16.11.2018

Barbiepuppen, Ghettoblaster, Sandwich-Eis: Die 8-jährige Ola betritt mit der Ausreise aus Polen nach Deutschland einen fremden Planeten voller Verlockungen. Viele der liebevoll im Roman untergebrachten 80er-Details dürften heute aufwachsenden Kindern ebenso fremd sein wie der konsumhungrigen Protagonistin. Bei älteren Semestern sorgt Alexandra Tobor dagegen für ein wohliges Zeitreisegefühl. Die in Augsburg lebende Autorin und Podcasterin nutzt die Geschichte einer Aussiedlerfamilie, um auch aktuell intensiv diskutierte Themen aufzugreifen: Integration, Status, Heimat. Im Vordergrund steht allerdings die Ich-Erzählerin und ihre Perspektive, die sehr glaubhaft vermittelt wird. Nur ab und zu kommt es zum typischen Phänomen, dass das Kind nicht altersgerecht reflektiert. Aber vielleicht war Alexandra, denn um diese handelt es sich zweifelsohne, einfach besonders schlau und einfühlsam. Es macht jedenfalls großen Spaß, ihre Abenteuer mit Schule, erster Liebe, Kommunion und anderen Katastrophen zu verfolgen. Denn Alexandra Tobor lässt dem Humor breiten Raum und schafft es damit, ihre doch recht ernsten Themen durch die Hintertür in den Kopf des Lesers zu schleusen. Der kommt angesichts des ständig aufscheinenden Ost-West-Arm-Reich-Konflikts ganz schön ins Grübeln – und amüsiert sich dabei prächtig.

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