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pflanzentexterin

Posted on 20.12.2023

Lange schon habe ich kein Buch mehr so schnell durchgelesen wie dieses hier. Einmal angefangen konnte ich es einfach nicht mehr weglegen. „Begeben Sie sich mit mir auf eine Entdeckungsreise mit der Forschungsfrage: Wie schaffen wir eine Welt, die wieder ein bisschen wilder ist?“ lädt die Autorin ziemlich am Anfang dieses inspirierenden Sachbuches ein. Und genau diese Reise trittst du an, wenn du dieses Buch liest. Du wirst auf Gedanken stoßen, die dir in der Art vielleicht noch nie gekommen sind. Mir ging es so im Kapitel über den eigenen Garten, der am Ende doch viel weniger „Natur“ ist, als wir uns oft einreden wollen. Genauso wie unser Wald, dessen Besuch für uns die Quintessenz von „in die Natur fahren“ ist. Und doch heute größtenteils zugunsten von Kapitalismus und Wirtschaftswachstum so wenig von seiner Ursprünglichkeit behalten durfte. Simone Böcker ist es in ihrem nach eigenen Angaben ersten deutschen Buch zur Rewilding-Debatte gelungen, gut recherchierte Fakten in einer emotionalen und eingängigen Weise in Worte zu fassen. Sie zeigt unter anderem anhand von Modellprojekten, das Ökologie und Ökonomie sich nicht ausschließen, sondern sehr gut Hand in Hand gehen und an vielen Stellen sogar profitabler sein können, als die ursprüngliche Bewirtschaftung einer Fläche oder einer ganzen Region es je sein könnte. Im letzten Teil, in dem es um die tatsächliche, persönliche und emphatische Beziehung zur Natur geht, habe ich mich an meine botanischen Exkursionen während des Studiums zurückversetzt gefühlt. Und es stimmt, was Simone Böcker schreibt: Wenn man etwas kennt, etwas beim Namen nennen kann, baut sich eine Beziehung auf. Dann tut man alles dafür, es zu schützen. Rewilding ist für die Autorin nicht nur eine Methode, der Natur wieder mehr Raum zu geben und so die Lebensgrundlage der Menschheit zu bewahren. Rewilding ist eine Haltung. Ganz nach dem Motto: Rewild your heart!

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