pflanzentexterin
„Das Mädchen mit dem Drachen“ ist nach „Der Zopf“ und „Das Haus der Frauen“ der dritte Roman von Laetitia Colombani. Da mich die ersten beiden Bücher inhaltlich und durch ihren warmherzigen Schreibstil tief berührt haben, war es für mich keine Frage, auch diesen dritten Roman der französischen Autorin zu lesen. Die Protagonistin Lenà findet sich durch einen Schicksalsschlag ihrer Heimat Frankreich entwurzelt und auf der Suche nach Heilung in einem kleinen Dorf am Golf von Bengalen, Indien wieder. Als eine Ozeanwelle sie dort fast selbst aus dem Leben zu reißen droht, kommen ihr ein kleines indisches Mädchen und die furchtlosen Anführerin einer Selbstverteidigungsgruppe für junge Frauen zur Hilfe. Diese Begegnung rettet Lenà nicht nur das Leben, sondern ist der Beginn einer Allianz von drei Frauen, die gemeinsam das Unmögliche möglich machen. Laetitia Colombani schafft es auch in ihrem dritten Roman auf bewundernswert sanfte Weise, eine unterhaltsame Erzählung zu konstruieren und gleichzeitig offen oder zwischen den Zeilen Fakten und gesellschaftskritische Anekdoten unterzubringen. Die Geschichte ist trotz ihrer inhaltlichen Tiefgründigkeit leicht zu lesen, wobei viele Worte noch lange nachhallen. Wer „Der Zopf“ gelesen hat, wird Lalita wiederkennen, die in diesem dritten Roman nun ihre eigene Geschichte bekommt. Die Autorin gewährt uns einen Einblick in die Lebenswelten indischer Frauen und Mädchen und erinnert uns so auch an unsere Privilegien, derer wir und so oft nicht bewusst sind. „Drei Kämpferinnen, drei Überlebende, drei Kriegerinnen. Jede von ihnen ist durch die Hölle gegangen. Man muss nicht das gleiche Blut haben, um Schwester, Tochter oder Mutter zu sein.“ Dieses Buch ist wie auch seine beiden Vorgänger absolut lesenswert!