pflanzentexterin
Es war schon spät, als ich die ersten Zeilen dieses Buches las. Aus „nur mal kurz reinlesen“ wurde schnell ein „nicht mehr weglegen können“. Dieses Buch fängst du an und legst es nicht mehr weg, bevor du die finale Seite der letzten dieser 13 Kurzgeschichten aufgesogen hast. Triggerwarnung: Das Buch enthält Gewaltbeschreibungen. Kurzgeschichte, so ein harmloses Wort für das, was in wenigen Worten so viel ausdrückt. Die Autorin hat in diesem Buch Erfahrungen aus ihrem Leben als Schwarze Frau in einer rassistischen Gesellschaft aufgeschrieben. Mit drei Jahren war sie mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg in Angola nach Deutschland geflohen. Teils muten die Geschichten wie Tagebucheinträge an. Die Worte lesen sich leicht, der Inhalt oft erdrückend schwer. Als Leser*in tauchst du tief und ohne Distanz in das Leben der Autorin ein, fühlst mit und schüttelst nicht selten den Kopf, kämpfst mit den Tränen. Schmerz, Wut und Verzweiflung sind nur einige Gefühle, die die Erzählungen rund um den allgegenwärtigen Alltagsrassismus und die zerstörenden Mikroaggressionen in unserem Alltag in mir auslösen. Ich frage mich, wie sie es geschafft hat, all das auszuhalten und aufzuschreiben. Die Antwort gibt Brigitte Lunguieki Malungo direkt oder unterschwellig zwischen den Zeilen. Wenn Allies auftauchen, die Hoffnung geben. Wenn das Empowerment spürbar wird, das die Worte der Autorin auslösen. Wenn sie schreibt: „Tragt eure wunderschöne Haut mit Stolz, schämt euch nicht, versteckt euch nicht, bleicht sie nicht. Zeigt der Welt eure Schwarze Haut, eure Narben, euren Kampf. Seid laut und dann nie mehr leise!“ Fazit: Lest dieses Buch! Ignoriert den Rassismus in unserem Land nicht, stellt euch den negativen Gefühlen. Schaut nicht weg, wenn andere Menschen leiden. Seid Allies im Kampf für die Menschlichkeit.