streifi
In diesem Buch geht es um die Geschichte der Leica, der Firma und der Familie Leitz, sowie auch um die der Stadt Wetzlar in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Sandra Lüpkes erzählt dies anhand einer Handvoll Protagonisten, die wir durch die Zeit von 1914 bis zum Ende des zweiten Weltkriegs begleiten. Da ist einmal Elsie, die Tochter von Ernst Leitz dem Zweiten, die eigentlich gut geeignet wäre die Firma zu übernehmen. Aber dafür sind ihre Brüder vorgesehen. Sie rebelliert immer wieder gegen die Erwartungen ihres Vaters. Ihre Geschichte ist eng mit der der Firma ihres Vaters verknüpft, der diese nach dem Tod des Vaters mit Weitsicht führt. Ich war hier beeindruckt, wie sehr sich Ernst Leitz II. hier auf seine führenden Mitarbeiter verlassen hat und welch gutes, fast gleichgestelltes Verhältnis in der Firmenleitung geherrscht hat. Dazu kommt die Geschichte der Geschwister Gabriel. Milan und Dana wachsen im Haus der Präsente auf, das Geld ist knapp, aber der Vater ist einfallsreich und Milan hat den Geschäftssinn geerbt, auch wenn er eigentlich lieber Kunst studieren würde. Nach der Machtergreifung der Nazis wird es für die Familie immer schwieriger zu überleben, ist der Vater doch Jude. Die Autorin schafft es ein Bild zu zeichnen von Wetzlar und der Geschichte der Stadt, die eng mit der der Firma Leitz verbunden ist. Ernst Leitz II. war wohl ein durchaus weitsichtiger Mann, der es geschafft hat seine Firma mit Vertrauen und Offenheit zu führen. Er ist zwar der Chef, der entscheidet, aber die Angestellten werden gut behandelt und seine führende Leitungsebene hat weitgehende Freiheiten Ideen auf den Tisch zu bringen. Und so entsteht die Kleinkamera Leica, eine Idee seines Feinmechanikers Oskar Barnack, die die Firma rettet, nachdem Mikroskope nicht mehr so einträglich sind. Mir hat das Buch gefallen, auch wenn ich die Charaktere teilweise sperrig fand. Elsie ist zwar sehr selbstbewusst, handelt aber oft genug aus reinem Trotz heraus. Milan fand ich sehr zwiespältig, mal mochte ich ihn, mal fand ich sein Verhalten einfach nur daneben. Und auch einige andere Charaktere fand ich sehr schwierig. Allerdings muss man sagen, dass im echten Leben ja auch die wenigsten Menschen einfach nur gut oder nur böse sind. Und in den Zeiten, in denen das Buch spielt war es sicher nicht immer einfach sich selbst treu zu bleiben. Das Buch wechselt immer wieder die Perspektive und es gibt große Zeitsprünge. Dabei geht gerne auch mal der Lesefluss etwas verloren. Und manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass Dinge nicht ganz zu Ende erzählt wurden. Man erfährt zwar im Nachhinein, was genau passiert ist, aber zu dem Zeitpunkt wo es passiert hängt man erst einmal in der Luft. Alles in allem war es aber ein schönes Buch, das ich gerne gelesen habe. Ich fand es sehr interessant die Familie Leitz kennen zu lernen und auch die Weiterentwicklung der Fotografie ein Stück weit zu erleben.