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marcello

Posted on 4.12.2023

Da ich Anabelle Stehl zunächst als Buchbloggerin kennengelernt habe, habe ich sehr genau mitbekommen, wie sie ihren Master in Linguistik in Irland absolviert hat, weil sie eben auch immer mal wieder Privates von der Zeit dort geteilt hat und es hat mich immer schon sehr fasziniert. Als mit „Songs of Emerals Hills“ ihre neue Reihe in Irland spielend angekündigt wurde, da hat sich für mich alles gefügt, weil ich sofort wusste, das ist ihre Herzensreihe und da sie eben solange vor Ort war, wird das eine authentische Geschichte. Bleiben wir zum Einstieg in die Rezension gleich bei der Darstellung von Irland. Ich hatte vorher natürlich selbst schon ein Bild, weil mich das Land auch sehr reizt und ich gerne mal dorthin würde. Durch Stehl habe ich nun diese Sehnsucht noch einmal bestätigt bekommen, weil die Beschreibung der Landschaft, die Darstellung der Menschen, die dort leben sowie eben die Verweise auf Geschichte und Zukunft des Landes, das hat für mich alles sehr gut gepasst. Ein Hauptschwerpunkt der Erzählung ist dann eben auch sehr kulturell, denn es geht um das Irische, das Gälische, das auch in seinem eigenen Heimatland immer mehr verloren geht. Da ich selbst einen Hauptschwerpunkt Linguistik in meinem Studium habe, haben wir uns mit solchen Phänomenen viel beschäftigt und es ist nachvollziehbar, dass das viel Bedauern auslöst, weil Sprache eben auch viel mit Identität zu tun hat. Deswegen sind solche Diskrepanzen darüber in einer Bevölkerung auch sehr belastend, eben weil es so richtig keinen Konsens zu geben scheint. Die einen rüsten sich für die Zukunft, die anderen sind vermeintlich in der Geschichte stecken geblieben. Man merkt also, ein wirklich spannendes Thema, zumindest für mich mit entsprechenden Kenntnissen. Ich hatte auf jeden Fall großen Spaß daran, dass Stehl sich auch Mühe gemacht hat, vorweg einige Namen in Lautschrift zur Verfügung zu stellen und eben auch einige Floskeln vorzustellen. Nach Stehls Dankesworten zum Schluss musste ich auch denken, dass hier das Hörbuch wahrscheinlich echt eine spannende Geschichte gewesen wäre, um die Worte ausgesprochen zu hören. Neben dieser inhaltlichen Einordnung kommen wir nun zu Details. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die bisherigen Bücher von Anabelle Stehl bislang nicht unbedingt wegen ihrer Liebesgeschichten in Erinnerung behalten habe, sondern wegen ihrer Themenauswahl. Das bestätigt sich auch hier wieder. Während alles zu Irland, zu dem Festival wirklich top ist, so lässt mich die Liebesgeschichte zwischen Conor und Caro eher gleichgültig. Ich mochte beide Figuren im Grundkern, daran liegt es also nicht. Es ist tatsächlich eher, dass diese Geschichten keine puren Leidenschaften, keine übersprühenden Funken haben. Aber wie gesagt, da es nur ein Teil immer von Stehls Phantasie ist, ist das gar nicht so schlimm. Viel schlimmer wäre es, wenn mich die Paare nerven würden, wenn es toxische Entwicklungen etc. gäbe. Aber das ist hier nicht. Conor und Caro werden genau im richtigen Moment füreinander ins Leben gewürfelt, weil beide auf unterschiedliche Art und Weise nicht mit etwas abschließen können und eben durcheinander dann wieder eine Zukunft sehen, wofür es sich lohnt, den emotionalen Ballast loszuwerden oder zumindest zu reduzieren. Diese Idee dahinter fand ich auf jeden Fall toll. Natürlich haben sie sich auf dem Weg dorthin auch gegenseitig verletzt, wobei Conor sich mehr geleistet hat, aber Caro war auch oft unbedacht übergriffig. Das hat wieder deutlich gezeigt, dass man mit dem eigenen Päckchen seine Perspektive oft auf die von anderen legt, obwohl es einfach nicht passt. Aber das ist eben nur realistisch. Abseits der beiden als Paar gab es aber auch viele andere kleine tolle Momente, wie beispielsweise Caro und ihre Mitbewohnerin Roisin, die sich wirklich erstmal mit langem Anlauf aneinander gewöhnen müssen, aber wie es sich später dann entwickelt: eine so schöne Freundschaftsgeschichte über die Generationen hinweg. Aber auch der Trauerprozess von Caro mit Nadine wurde authentisch dargestellt. Ich mochte auch die ganzen Freundschaften, die dargestellt wurden. Caro und Olivia, aber auch Conor und Eoin. Das alles passte ganz hervorragend auf den Eindruck, der auch zu Irland vermittelt worden ist. Fazit: „Songs of Emerald Hills“ ist für mich eine NA-Geschichte, die mich aufgrund meines persönlichen Interesses und auch mit dem Wissen um die Geschichte der Autorin mit dem Land sehr gut zu unterhalten wusste. Die Liebesgeschichte sticht zwar für mich wiederholt nicht raus, aber es hat mir das Lesevergnügen dennoch nicht arg geschmälert, denn alles andere war rund und vor allem authentisch.

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