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Ladybug

Posted on 27.11.2023

So schlecht, dass es fast schon wieder gut ist Marla Lindberg kämpft mit ihrer Vergangenheit. Sie denkt, sie sollte auf das Klassentreffen gehen, um endlich ein paar Antworten zu finden. Doch was sie auf der Nebelhütte erlebt ist schlimmer, als alle ihre Angstvorstellungen zusammen. Der Plot folgt den Abläufen nicht chronologisch, sondern in diversen Zeitebenen. Die liegen relativ nahe beieinander, sodass man schnell durcheinanderkommt, wenn man nicht gut aufpasst. Da schon sehr früh Dinge geschehen, die erschreckend sind, wird man stark von den Kleinigkeiten abgelenkt, die zur Lösung führen. Das ist einerseits klug angelegt, insgesamt aber etwas arg drüber, so wie viele der genutzten Effekte. So wird beispielsweise so gut wie jedes Kapitel mit einem Cliffhanger beendet. Und da die Kapitel extrem kurz sind, hat es extrem viele Cliffhanger. Immerhin hat Fitzek auf 376 Seiten satte 84 Kapitel untergebracht, wodurch ein Kapitel im Schnitt auf unter fünf Seiten kommt! Sicher findet das seine Fans, allerdings nervt mich persönlich der überstrapazierte Gebrauch davon stark. Auch kann ich mit den Protagonisten kaum etwas anfangen. Es gibt einige, die mich extrem nerven, ganz vorneweg Amadeus. Der soll ein Abiturient fünf Jahre nach dem Abschluss sein? Er verhält sich eher wie ein Pubertierender, im Verhalten genauso, wie im Reden. Es ist entsetzlich. Selbst Marla wächst mir nicht sehr ans Herz. Die Figur, die ich am meisten mochte, von der aber sehr wenig zu lesen war, war Marlas Großmutter. Die Wendungen häufen sich, besonders ganz am Ende. Bei einer Komödie wäre das vielleicht noch amüsant, bei einem Psychothriller jedoch wirkt das schlicht billig und effektheischend. Die einzelnen Ideen für sich genommen sind gar nicht mal so übel, aber die Masse erzielt das gleiche Ergebnis, wie bei den Cliffhangern – man wird es leid. Für meinen Geschmack hat Fitzek hier einfach zu viele einzelne Themen angeschnitten, um einen runden Thriller zu erhalten. Inzwischen mag ich Fitzeks humorige Bücher super gern, denn da funktionieren seine Lieblingstechniken richtig gut. Aber bei den Thrillern macht er sich mich nicht zu seinem Fan, mal wieder bin ich enttäuscht. Ich wundere mich immer wieder darüber, wie viele Bücher in wie vielen unterschiedlichen Qualitätsstufen dieser Autor zustande bringt. Für Die Einladung kann ich leider nur zwei Sterne vergeben, weil für mich zu viel zu billig ist, die Logik stellenweise doch arg auf der Strecke bleibt und ich das Gefühl nicht loswerde, dass Fitzek hier eine ganze Menge Elemente aus den Filmen der 1950er/1960er Jahre entnommen und in die heutige Zeit angepasst hat. Hitchcock lässt grüßen, konnte es aber sehr viel besser. Schade! Dennoch – bis zum nächsten Fitzek, den ich mir genau deshalb einfach ansehen muss. Auch das ist eine Kunst und ich denke ständig an seine Idee mit Max Rhode und dessen Buch Die Blutschule. Man muss auch schlechte Bücher gut schreiben können. Dafür zolle ich ihm Respekt.

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