Profilbild von sophiesyndrom

sophiesyndrom

Posted on 19.11.2023

„Diebin“ stand seit Erscheinung des englischen Originals auf meiner Wunschliste und schlussendlich habe ich dann sofort zugeschlagen, als Reprodukt die deutsche Übersetzung herausbrachte. Und ich habe es nicht eine Millisekunde bereut. Ella und Madeleine haben mein Herz und geben es mir, anders als all die anderen gestohlenen Dinge in der Story, wohl nicht zurück. Als Ella nach einer Partynacht in ihrem Bett aufwacht und um sich herum unzählige Gegenstände verstreut liegen, die eindeutig nicht ihr gehören, ist sie geschockt. Ist sie etwa an diesem Abend zu einer Diebin geworden? Als sie dann auch noch herausfindet, dass Madeleine, in die sie schon so lang verliebt ist, die Gastgeberin der Party war und selbst zum Stehlen neigt, da sie das Gefühl hat, sich so etwas Kontrolle in ihrem Leben zurückzuholen, scheint das Chaos perfekt. Doch ein gemeinsamer Plan soll alles wieder in Ordnung bringen. Der Zeichenstil von Lucie Bryon hat mir von Beginn an sehr zugesagt. Er hat mich ein bisschen an die fließenden Formen von Tilli Walden erinnert, deren Comic „Auf einem Sonnenstrahl“ ich auch so wahnsinnig liebe. Es hatte so etwas zartes, leichtes an sich, was durch die reduzierte Farbgebung noch einmal verstärkt wurde. Gefühle und Gedanken werden hier auch ganz bildhaft durch Formen und vor allem mit dem Element Wasser dargestellt, was es mir so leicht gemacht hat nachzuempfinden und mitzufühlen. Aber auch die Umgebung – der Wechsel von den Standorten Schule, Zuhause und Party – stellt Bryon lebhaft dar, sodass es schon Spaß macht, die einzelnen Seiten schlicht zu betrachten. Ella und Maddy lernt man im Verlauf der Geschichte näher kennen und es lassen sich Hintergründe, Ängste und Zweifel erahnen. Aber auch Freude und Wünsche werden geteilt und wie die beiden miteinander und mit anderen interagiert haben, hat mich immer tiefer ins Geschehen eintauchen lassen. Auch die Dialoge wirkten abgestimmt auf die Charaktere und prägten sie in ihrer Persönlichkeit noch einmal mehr. Für mich war das auf Bild- wie auch auf Textebene ein so so gelungener Comic, der kleine und große Gefühle einfängt und an den passenden Stellen mit Witz und Ernst arbeitet. Lucie Bryon konnte mich damit vollends begeistern und ich hoffe auf noch mehr gute Geschichten von ihr.

zurück nach oben