autsch
Belyj hat seinen Roman in stark rhythmisierter, an antike Versmaße gemahnender Prosa verfasst, die zu übersetzen mit Sicherheit eine Meisterleistung erforderte. Und eben diese Prosa ist es, die den Leser fortwährend in den Bann zieht und zum Weiterlesen motiviert, auch wenn die erschwerte Deutung einige Widerstände errichten mag. Weniges in diesem Buch ist ohne Bedeutung, seien es Lautfolgen in Namen, die Namen selbst – denn Ableuchow ist für Russen als aus dem asiatischen Bereich stammend erkennbar – oder Farben. Hilfreich für das Verständnis des Romans ist das kurze, jedoch informative Nachwort von Ilma Rakusa, dessen ich mich auch für diese Rezension bedient habe, um den Lesern neben einer Inhaltsangabe auch die literarische und formale Dimension dieses Buches vermitteln zu können. Belyj, der das Buch für die erste Übersetzung ins Deutsch übrigens stark gekürzt hatte, sodaß zuvor keine sich an die Urfassung haltenden Übersetzungen veröffentlicht waren, beherrscht allerdings auch den Spannungsaufbau meisterlich. Er reiht fragmentarische Episoden aneinander, führt sie später weiter und setzt ab und an – und an den richtigen Stellen – retardierende Elemente ein, etwa die Rückkehr der Ehefrau und Mutter, mit der ein versöhnliches Ende unvermittelt möglich erscheint. Zusammenfassend neige ich zu der Behauptung, das Lesen dieses Romans gestaltet sich wie ein Abenteuer in einem recht dichten Dschungel. Demjenigen, der zumindest das Vorhandensein breiterer Wege notwendig erscheint, sei die Lektüre abgeraten. Abenteuerlustigeren jedoch wird die – bisweilen bizarre – Landschaft dieses Werkes der frühen modernen Literatur eindrückliche, ästhetisch faszinierende Ansichten bescheren, die die Strapazen belohnen werden.