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gwyn

Posted on 19.11.2023

Kinder malen gern und viele würden sich gern besser mit dem Stift ausdrücken können. Nur wie? Letztendlich ist zeichnen als Grundlage ein Handwerk – vor der Zeiten der Fotografie war der Kunstmaler eine Berufsausbildung. Warum also nicht mit Kindern ein einfaches Gerüst setzen! In diesem liebevoll gestalteten Buch lernen kleine Künstler:innen, wie man in wenigen Schritten Tiere, Menschen und Pflanzen malt und so auf dem Papier eine ganze Welt erschaffen kann. Dabei geht Sophia Schrade ganz professionell vor. Welche Materialien benötigen wir: Bleistift, Spitzer, Fineliner, Radierer, Buntstifte, Wasserfarben und natürlich Papier. Es geht los mit einem Blatt: Die Form ist einfach. Doch halt, innerhalb der Farbe grün gibt es variable Tönungen, von hell nach dunkel … Licht und Schatten kurz erklärt. Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht … So ähnlich. Verschiedene Kopfformen, Nasen, Ohren, Haare, Mund – und schon verändert sich ein Gesicht. Und wie malen wir den Körper darunter? Stellen wir eine bunte, lustige Truppe zusammen – dabei kann ich in Hautfarben agieren. Merkwürdigerweise haben alle Figuren abstehende Arme, als hätten sie einen Sonnenbrand unter den Achseln. Na gut. Es geht weiter zum Thema Tiere. Schritt für Schritt entsteht mit einfachen Strichen eine Figur. Eigentlich ganz einfach: Marienkäfer, Katze, Frosch. Die bunte Seite bezieht nun Blätter mit ein, Licht und Schatten – siehe erstes Kapitel. Nun landen wir in Afrika: Schritt für Schritt: Flamingo, Löwe, Elefant – zusammen komponiert auf der bunten Seite. Die einfachen Figuren sind so gestaltet, dass man sie gut nachzeichnen kann. Die bunten Seiten arrangieren unsere gezeichneten Figuren in die Landschaft hinein. Und hier kommt meine Kritik: Die Landschaften sind ziemlich perfekt! Und manche sind schwerlich nachzuzeichnen als Kind. Das würde mich als Kind abschrecken! Denn hier wird als empfohlenes Alter ab 6 Jahre angegeben. Was hier fehlt, ist ein kurzes Kapitel zu der Aufteilung einer Landschaft, Vordergrund und Hintergrund, Bäume, Büsche, Steine, Gebirge usw. Blättern wir ins letzte Drittel, denn hier gibt es Anleitung zu Sonne, Vogel, Wolken, Sonnenblume, Baum, Blattformen. Das ist mir a) zu weit hinten angelegt und b) zu wenig. Wenn ich ein Kind zeichnerisch animieren möchte, eine ganze Landschaft zu zeichnen, dann muss ich genauso wie bei den Figuren die Basics vorlegen: Grundlage der Perspektive, was mit einfachen Worten und Beispielen auch Kinder verstehen: Vorn groß, hinten klein – in der Fläche sehen lernen, wie sieht die Realität aus? Vielleicht auch den Fluchtpunkt suchen. Vorlagen geben für verschiedene Baumarten, Buschtypen, Blumen, die Anlage von Wegen usw. – denn genau das ist ja Inhalt der bunten Zeichnungen. Ganz hinten bei der Geburtstagsparty haben wir endlich Figuren mit einer natürlichen Arm- und Fußhaltung – aber nirgendwo wird gezeigt, wie es geht; und viel wichtiger, der Hinweis darauf, wie verschieden man Arme und Beine bewegt, wie es zeichnerisch umzusetzen ist. Am Ende gibt es noch ein paar Figuren zu Feiertagen, Tipps zum entspannten Malen. Ich hätte mir gewünscht, dass die Vorlagen händisch präsentiert wären, reale Pinselstriche, Zeichenstifte, Schraffierungen. Diese bunten Vorlagen sind computeranimiert, total perfekt; in der Farbe voll austariert, sogar mit Hintergrundmuster. Die verstreuten Blumen, Muscheln, Steine, Blätter, sind copy and paste alle gleichgroß, ihnen fehlt Individualität! Genau das, was ich vom Zeichnen erwarte. Wenn ich Kindern beibringen möchte, wie man mit Stift und / oder Wasserfarbe gute Bilder erstellt, dann sollte man mit diesen Materialien seine Vorlagen präsentieren. Mit diesen perfekten Computerbildern verschreckt man Malanfänger. Noch besser wäre es gewesen, aus einem Zeichenkurs mit Kindern die Ergebnisse zu offerieren. Das wäre glaubwürdig und ein Anreiz, dem nachzueifern. Schade. Die Figurenzeichnungen sind prima, Schritt für Schritt wird gezeigt, wie man aus einfachen Formen ein Objekt zusammenfügt. Für mich ein grundsätzlich guter Ansatz, um Kindern das Zeichnen zu erleichtern, aber wie gesagt fehlt mir ein bisschen mehr an Beiwerk und die arrangierten Farbzeichnungen sind mir zu perfekt. Sophia Schrade, geboren 1993 in Jena, studierte an der Akademie für Illustration und Design in Berlin. Sie arbeitet als Illustratorin und schreibt auch selbst.

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