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gwyn

Posted on 19.11.2023

«Großbritannien stellt nicht nur keine Untersuchungen gegen die Gauner an, Es hilft ihnen sogar noch. Vor allem bewegt und investiert das Land das Geld dieser Gauner natürlich, aber das ist nur der Anfang: GB bildet ihre Kinder aus, kümmer sich um ihre Rechtsstreitigkeiten, erleichtert ihnen den Eintritt in die High Society der Welt, verbirgt ihre Verbrechen und vermeidet grundsätzlich, dass sie die Konsequenzen ihres Handelns tragen müssen.» Ein erschütterndes Sachbuch, das Oligarchen garantiert nicht mögen werden, denn es zeigt auf, wie Großbritannien der Diener von Milliardären, Finanzbetrügern, Kleptokraten und Kriminellen wurde. Es beginnt mit der Suezkrise in 1956, die als der Tiefpunkt der britischen Geschichte im 20. Jahrhundert gilt. Die berühmten Worte des US-Außenministers Dean Acheson: «Großbritannien hat sein Reich verloren, aber noch keine neue Rolle gefunden.» Die Kolonialzeit war zu Ende, in der sich GB den Wohlstand durch die Ausbeutung der Kolonien sichern konnte. Doch neue Märkte taten sich auf. Der Finanzjournalist Oliver Bullough enthüllt in diesem Buch, wie Großbritannien zu einem der zentralen Orte der globalen Offshore-Ökonomie und zum Handlanger der Oligarchen, Kleptokraten und Kriminellen dieser Welt wurde. Denn während das Königreich nach außen gerne die Werte des Fairplay und der Rechtsstaatlichkeit betont, gibt es nur wenige Länder, die die globale Anti-Korruptions-Anstrengung mehr behindern und von einem unregulierten Finanzmarkt mehr profitieren. Oliver Bullough wurde von einem amerikanischen Journalisten interviewt, der von ihm letztendlich Kontaktpersonen haben wollte, um in Korruptionsfällen weiter zu recherchieren. Doch Bullough versuchte ihm klarzumachen, dass es in Großbritannien keine gesonderte oder leistungsstarke Strafverfolgungsbehörde gibt, die gegen internationale Geldwäsche vorgeht. Warum eigentlich nicht? Und so begann er selbst zu recherchieren. Und er wettert in diesem Buch auf die arrogante Upper Class, die in einer Scheinwelt lebe, wie zu Zeiten des Empire, nur nicht kapiert, dass diese Welt schon lange nicht mehr existiert. Mein bleibt unter sich: Schule, UNI, Freunde, Arbeitsplätze, Network – eine in sich geschlossene Gesellschaft, die hochnäsig auf «Nicht-Privilegierte» blickt. «Wenn jemand reich ist, ganz egal, ob er Chinese, Russe oder was auch immer ist, und er will, dass etwas getan oder versteckt oder verkauft wird, dann kümmert sich Großbritannien darum. Wir sind keine Polizisten, wie ihr drüben in Amerika, wir sind Butler, der Welt zu Diensten.» Steuerparadiese auf britischen Inseln, aber auch in abgelegenen Ecken der Welt, die dem Königreich unterstehen, wir Gibraltar oder die British Virgin Islands waren eine wahre Fundgrube für Briefkastenfirmen, Geldwäscher und Steuervermeider. Gern gesehen in der Upper Clas waren russischen und ukrainischen Oligarchen. So auch Andrej Gurjev, der in den 1990er-Jahren in Russland seine Milliarden verdiente, als die Sowjetunion sich auflöste. Ihm gehört das zweitgrößte Gebäude in der britischen Hauptstadt - nach dem Buckingham-Palast. Mehr als 1500 Oligarchen sitzen in «Londongrad», wir die Stadt gern genannt wird. Dmytro Firtasch gehörte zur Londoner High Society, klar, er war reich, brachte Geld, unterstützte die University of Cambridge großzügig, kaufte eine stillgelegte U-Bahn-Station für 53 Millionen Pfund. Er beriet sogar den Außenminister. – Heute sitzt er in Österreich in Haft, wartet auf die Auslieferung an die USA. Interessant war Großbritannien für die Betrüger, weil man hier eine Firma auf den Namen Dagobert Duck gründen konnte und Inhaber, Beteiligungen, Verbindungen wunderbar verschleiern konnte. Es lebe die Intransparenz! Die Gesetze sind nachgebessert worden, aber nicht für abgelegene Paradiese, wie die British Virgin Islands. Im «Land von Harry Potter, Königin Elisabeth II. und Downton Abbey» will man den Oligarchen nicht allzu hart auf die Füße treten, denn sie unterstützen reichlich Privatschulen und Universitäten, lassen Banken, Immobilienhandel, Anwaltskanzleien und die Privatwirtschaft gut florieren, inszenieren sich als Kunstmäzen und Stifter, kaufen Fußballclubs. In Schottland gibt es die «Scottish Limited Partnerships», die für Großgrundbesitzer erfunden worden, die kleine Parzellen vermieten. Eine Offenlegung von Rechnungen und Eigentumsverhältnissen ist in diesen Firmen nicht nötig. Das machten sich Kriminelle aus den Ostblockländern zu eigen. In Gibraltar blüht das Geschäft mit Glücksspiel und Blockchain. Oliver Bullough hat gut recherchiert, Insider und öffentliche Stellen interviewt. Alles legal, was mit illegalem Geld verdient wird. Die Gleichgültigkeit britischer Politiker und Behörden verwundert nicht – denn irgendwie muss der Rubel rollen und Geld ins Land kommen. Da kann man großzügig wegschauen – früher hat man selbst ausgebeutet, heute lässt man ausbeuten. So werden die weißen Handschuhe nicht schmutzig. Empfehlung Oliver Bullough, geb. 1977, hat in Oxford Geschichte studiert und arbeitet als Journalist u.a. für den Guardian, die New York Times und als freier Autor. Auf Deutsch erschien zuletzt »Land des Geldes« (2020).

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