sursulapitschi
Diesen Roman zu beurteilen, fällt mir sehr schwer. Er hat mich gleichzeitig tief beeindruckt und geärgert. Das Thema ist originell und beruht auf einer wahren Begebenheit. Es ist fast eine Künstlerbiografie und erzählt reizend ironisch vom Leben eines englischen Autors im 19.Jahrhundert. William Ainsworths Bücher waren beliebt und bekannt, nur waren die seines Kollegen Charles Dickens legendär. Seine Cousine, Muse und Haushälterin Eliza Touchet plaudert aus dem Nähkästchen, erzählt vom Leben mit einem Star, von Künstlertreffen, Starallüren, dem Ringen um Anerkennung und seinem skurrilen Privatleben. Erlaubt ist, was niemand mitbekommt in der englischen Gesellschaft. Gleichzeitig erregt die Tichborne-Affaire die Gemüter. Da behauptet ein Metzger aus Übersee ein verschollen geglaubter Erbe zu sein. Die Skandalpresse stürzt sich auf das Thema, zu dem jeder Engländer eine Meinung hat. Die Welt wird gespalten durch hitzigen Tichbornismus. Der Stil ist toll, klug, originell, sogar witzig, und macht das Lesen zum Vergnügen. Allerdings ist es auch furchtbar weitschweifig, macht lauter Schlenker, ungekennzeichnete Zeitsprünge, jeder Protagonist hat zwei Namen und dann noch Spitznamen, möglichst mehrere. Man muss höllisch aufpassen, neigt aber immer wieder zum Querlesen. Die Kapitel sind kurz. Dafür können wir aber durchaus dann mal 3 Kapitel lang auf einem Friedhof verweilen und es passiert da nichts. Das Buch ist eine Geduldsprobe. Theoretisch hat dieses Buch alles, was mich an Büchern begeistert, das geht nur unter in viel zu viel Drumherum.