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stricki

Posted on 6.11.2023

In Vacca Vale steht ein Häuserblock namens "Kaninchenstall", ein Haus mit vielen Mietern, nur getrennt durch dünne Wände, so dass jeder von jedem mehr mitbekommt, als ihm/ihr lieb ist. Da ist die WG der Pflegefamilienkids, drei Jungs und die ätherische Blandine, eine hübsche junge Frau mit einer Vorliebe für mittelalterliche Mystikerinnen wie Hildegard von Bingen, ältere und jüngere Ehepaare und Alleinstehende. Jeder hier hat sein Päckchen zu tragen, die Figuren treten in Beziehung zu einander, nicht alle in guter Absicht. Katastrophen bahnen sich an, die Spannung steigt und steigt, die Atmosphäre lädt sich immer mehr auf, wie bei einem Gewitter. Ich hätte noch ewig weiterlesen können, so sehr sind mir die einzelnen skurrilen Charaktere des schäbigen Sozialhäuserblocks ans Herz gewachsen. Tess Gunty schreibt mit viel Empathie und auch Humor über ihre Figuren, sie ist kreativ, mit einer tollen Beobachtungsgabe und einem Herz für die Menschen die es nicht so leicht haben in dieser Welt in einer amerikanischen Stadt, die abgehängt wurde, ihre besten Zeiten hinter sich hat, und die von Investoren neu vermarktet und belebt werden soll. Ich liebe Ihre Sprache, ihren Stil, wie sie mit Worten Bilder malt, die frisch und lebendig und sehr anschaulich sind. Meine Lieblingszitate: "Seit vier Wochen lebt die Mutter im Keller ihres Verstandes."(S.13) "Sie spannt das Gefühl vor ihren Karren und wartet, dass es losgeht, doch nichts passiert." (S.253) "In ihrem Körper zirkuliert eine Kanne Schwarztee und wühlt alles auf."(S.348) Meine absolute Leseempfehlung!

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