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gwyn

Posted on 1.11.2023

«Als Werkzeug bezeichnen Verhaltensbiologen jeden Gegenstand, der zur späteren Verwendung aufgesammelt und mitgenommen wird. Manche Wissenschaftler zählen auch Erde, Sand oder Wasser dazu, wenn die Materialien später gezielt eingesetzt werden – beispielsweise zum Bauen oder Schießen.» Hausbau, Verteidigung, Schlammbaden, Handwerkszeug, Materiallager, Medizin herstellen … Der Mensch? Weit gefehlt! Viele Tiere verwenden Werkzeuge. Sie benutzen sie, um an leckeres Futter heranzukommen, um auf die Jagd zu gehen, zur Herstellung von Medizin, bei der Partnersuche oder zum Schutz. Und manchmal auch einfach nur aus Spaß! Man unterscheidet zwischen «den angewachsenen» Werkzeugen, wie etwa der Rüssel eines Elefanten, der vielfältig benutzt wird, und einem echten Werkzeug, also ein Hilfsmittel, dass sich ein Tier aufsammelt, um es zu einem Zweck zu verwenden. Und dann gibt es noch den Verstand! Krähen zum Beispiel haben verstanden, wie man Nüsse knackt: Sie sitzen mit einer Nuss im Schnabel auf Ampeln, warten auf die Rotphase uns legen die Nuss vor ein stehendes Auto. Fährt es an: Nuss geknackt. Das Werkzeug ist ein Auto. In diesem Buch kannst du viele bekannte und unbekannte Tiere und ihren einfallsreichen Werkzeuggebrauch kennenlernen. Um sich zu tarnen, «Ihren Mittagsschlaf zu halten», bedienen sich Kraken an Kokosnüssen. Eine geöffnete Schale, die im Meer liegt, stülpen sie sich über – schleppen die Schale sogar mit sich herum. Delfine graben im Meeresboden nach Nahrung. Um ihre empfindliche Nase zu schützen, stülpen sie sich einen Schwamm drüber. Einige Tiere benutzen Schusswaffen, um sich zu schützen oder an ihre Nahrung zu gelangen. Steine sind gute Werkzeuge, um Schalen von Tieren und Nüssen zu knacken – einige Tiere wissen das. Der Kakadu beißt Äste so zurecht, dass sie ihm als Hebel dienen, um Samen und Früchte aus einem Spalt zu hebeln. Und so finden sich eine Menge cleverer Tiere in diesem Buch zusammen. Jede Doppelseite beschreibt entweder ein Tier oder aber eine Thematik, bei der verschiedere Tiere zum Thema zusammengefasst sind. Bei Ersteren gibt es einen kleinen Steckbrief zum Tier. Die Illustrationen von Jana Walczyk haben mir gut gefallen. Im typischen Tierlexikon-Stil sind die Zeichnungen fast fotografisch echt. Sehr detaillierte Einzelsequenzen der Tiere sind auf das Bild auf hellblauem Grund verteilt, dazwischen harmonisch in Vignetten die Textblöcke. Diese Gesamtkomposition kommt prima herüber. Der neurale Hintergrund lenkt nicht ab, man kann sich auf die detaillierten Illustrationen konzentrieren. Die Texte sind verständlich für das Grundschulalter umgesetzt, die Buchstabengröße und Textlänge lädt zum Selbstlesen ein. Neben Alltäglichem finden wir hier Kurioses. Somit ist dieses Sachbuch ziemlich spannend gehalten und manchmal sogar humorvoll. Ein hervorragendes Sachbilderbuch über Verhaltensbiologie, dass nebenbei Spaß macht. Der Rotfuchs Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren. Ich sage mal so: Zum Vorlesen oder selbst lesen ab Grundschule. Empfehlung! Angelika Huber-Janisch ist promovierte Biologin, Fachjournalistin und Buchautorin. Wenn sie nicht gerade Bücher schreibt, verfasst sie Natur-Artikel für verschiedene Zeitschriften. Für ihre Veröffentlichungen in Kinder- und Jugendmedien wurde sie mit dem Deutschen Preis für Naturjournalismus, Sonderpreis «Der Wilde Rabe», ausgezeichnet. Jana Walczyk, geboren 1989, studierte Design und Illustration in Münster, Bologna und Hamburg, wo sie 2017 erfolgreich ihr Masterstudium als Illustratorin abschloss. Ihr Debüt im Bereich Kinder-und Jugendbuch erschien 2017. Seitdem arbeitet sie als Buchillustratorin, sowohl im Bereich des erzählenden Kinderbuchs als auch in dem der Sachthemen und Wissensvermittlung und hat bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht.

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