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gwyn

Posted on 1.11.2023

Theo entdeckt, dass alle seine Freunde besondere Talente und Fähigkeiten haben. Nur er selbst nicht, meint er – er kann eben das, was jeder kann. Seine beste Freundin Emmi hat bereits jetzt schon einen großen Lebenstraum für ihre Zukunft. Theo jedoch träumt nur von Mama Wombats herrlich duftenden Mittagessen. Er fühlt sich, als hätte sein Leben weder Sinn noch Ziel. Eines Tages kommt sein Onkel zu Besuch. Und der rät ihm, in die weite Welt zu reisen und herauszufinden, wo seine Stärken liegen. Mit der Frage im Gepäck «Warum bin ich auf dieser Erde?», begibt er sich auf eine abenteuerliche Fahrt. Er begegnet vielen Lebewesen und fragt sie nach ihren Talenten und Träumen. Und dann findet auch Theo sein Talent – aber das muss noch ausreifen … Aller Anfang ist schwer, bloß nicht aufgeben. Mit diesem Kinderbuch soll jeder auf seine persönliche Heldenreise begeben … Die Heldenreise wurde von dem amerikanischen Autor und Mythenforschers Joseph Campbell erfunden, um ein gutes Storyboard für einen Blockbuster zu entwickeln – die erfolgreichen Filme Hollywoods funktionieren bis heute nach dem Konzept und greifen auf die Archetypen zurück. Heute greift das Marketing gern für das Storytelling darauf zurück und immer mehr Coaches nehmen diesen Aufbau in ihr Coaching hinein: Du wagst einen neuen Anfang, du bist etwas Besonderes, du musst nur herausfinden, was du kannst und auf dich vertrauen, dich hinauswagen und dafür kämpfen. Dann wird das was. Gern werden dann Persönlichkeiten wie Henry Ford, Steve Jobs, Elon Musk usw. als Vorbild geliefert: An dich glauben und loslegen: Vertraue dir … Prominente werden zum Vortrag geladen, die etwas geschafft haben. In diese Richtung geht das Buch. Am Ende gibt es eben diese Heldenreise als Fragen, die das Kind beantworten soll: Was liebe ich, was kann ich gut und wozu braucht die Welt mich – was ist meine Berufung? Kann ein sechsjähriges Kind die Frage beantworten: «Warum bin ich auf dieser Erde?»? Auch die Geschichte ist nach dem Prinzip der Heldenreise erstellt, wie die meisten Abenteuergeschichten. Die Karte am Ende erinnert an Fantasybücher – nur dass dieser Held eine Reise macht, ohne, dass er kämpfen muss. Franziska Vinzis hat das Buch sehr atmosphärisch illustriert, allein hierfür lohnt es sich in das Buch hineinzuschauen. Die Geschichte ist einfach gestrickt: Unser Held sucht sein Talent, findet es, muss erst einmal scheitern mit seinen Pflanzen, obwohl er auf dem richtigen Weg ist. Ihm stehen Ratgeber zur Seite, und mit ihnen zusammen und seinem eisernen Willen und Fleiß findet er seinen Weg, um eine gute Ernte zu erzielen. Die Message: Jeder kann irgendwas! Jeder ist etwas Besonderes! Come in and find out. Welche Talente stecken in dir? Diese Frage sich selbst zu stellen, das hat mir an sich gefallen. Wobei es mir dann doch etwas komisch wird, ist diese Coaching-Tour mit der Heldenreise … In der Mitte des Buchs kommt bereits einmal die Mengenlehre mit Schnittmenge vor, beschrieben mit Ich lieb, ich kann, was braucht die Welt … Das wiederholt sich am Ende mit der Heldenreise und Fragestellungen. Mir allerdings stellt sich Frage: Gehört das in ein Kinderbuch? Für mich nein, doch schädlich ist es nicht. Die Coaches machen ein riesen Ding daraus, aber letztendlich ist das genau die Fragestellung der Eltern in der Kindheit, die der Lehrer, der Berufsberatung (später vielleicht noch einmal), des Therapeuten, des Sozialarbeiters … Also schlicht nichts Neues. Ob man wirklich alles schaffen kann, wenn man dran fest glaubt und hart dafür arbeitet, kann man seriös nicht genau beantworten. Das hängt von vielen Faktoren ab. Den Floh sollte man keinem ins Ohr setzen – denn Glauben gehört in die Kirche. Dass man seine Träume nicht aufgeben soll und alles versuchen, was möglich ist, auch gegen den Strom – ganz meiner Meinung. Ob, «Es gibt für dich etwas zu tun, das kein anderer tun kann.» wahr ist, bezweifle ich. Die Geschichte ist gängig, die Ratschläge ebenso – nicht neu. Wie gesagt, die feinen Illustrationen lohnen sich, die reißen das Bilderbuch wieder raus. Dass Franziska Vinzis Porträtmalerin ist, das merkt man. Ohne dieses Coaching-Krams für Kinder (was an sich für Sechsjährige völlig daneben ist) hätte mir das Buch gefallen. Mit 92 Seiten für eine einzige Geschichte ist das Buch ziemlich lang geraten für dieses Alter. Es ist enorm viel Text und der ist auch nicht immer der Altersstufe angepasst – allerdings noch akzeptabel für Grundschüler, und es gibt enorm viel Illustration. Martin Hahn, geb. 1987, aufgewachsen in St. Georgen am Walde, Österreich, lebt heute mit seiner Frau und seinem Sohn in Buea, Kamerun. Er ist Autor, Verleger und Ermöglicher. Bisher hat er drei Kinderbücher veröffentlicht: „Der Karottenbaum – Conny Pony’s Abenteuer“ mit Jonathan Mittermair, „Paula Panda – Der Bambus-Zauberstab“ samt dem dazugehörigem „Dankbarkeits-Tagebuch“ mit Denis Nunekpeku. Im Rahmen eines ehrenamtlichen Projektes arbeitete er mit den Kindern einer Schule in Kamerun. Vor Ort wurde er Zeuge der Probleme und Nöte der dort aufwachsenden jungen Menschen und fand so zu seiner Berufung. 2018 legte Martin einen weiteren Grundstein, als er in Buea, Kamerun mit Hilfe zahlreicher Unterstützer eine innovative Schule aufbaute: den „Happy Kids Playground“. Mit viel Engagement und großem Herz werden dort seitdem Waisenkinder und Kinder, deren Eltern sich keine Schule leisten können unterrichtet. Franziska Vinzis, geb.1981, lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern (7 und 9 Jahre) in Landshut, Niederbayern. Nach Abschluss ihres BWL-Studiums arbeitete Franziska Vinzis u.a. in den USA. Die dort gewonnenen Eindrücke ermutigten sie, ihren Kindheitstraum – Bilder zu malen, die Geschichten erzählen – wahr werden zu lassen. 2007 machte sie sich als Illustratorin selbständig. Im deutschsprachigen Raum bekannt ist vor allem ihr humorvoll illustrierter „entfalt-Kalender“. Der Wochenspruchkalender erscheint seit 2010 und erfreut sich einer jährlich wachsenden Fangemeinde. Seit 2021 ist sie zudem als Fotografin tätig und begeistert mit kreativen Porträtarbeiten und emotionalen Bilderserien.

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