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gwyn

Posted on 1.11.2023

Er hat Thomas Bernhard, James Joyce oder Robert Musil als Comic adaptiert, und dennoch muss Nicolas Mahler immer wieder feststellen, wie schwer sich die Hochkultur nach wie vor mit den «Graphic Novels» tut und Comics (eine Graphic Novel verkauft sich besser, als wenn man es Comic nennt). Nun stellt er sich selbst vor und rechnet mit nebenbei auch mit dem Buchmarkt ab. Wie war das damals? Er bewarb sich als Zeichner bei «Fix & Foxi», erhielt eine Absage, ebenfalls von Schweizer Satiremagazin «Strapazin» – doch bei denen ließ er nicht locker. Nach Jahren der ewigen Bewerbung hat es dann geklappt. Satirisch bringt er seine kuriosen Erlebnisse in der Welt der Buchmenschen aufs Papier; seine Abenteuer als Comicautor. Das ist urkomisch! Er belauscht Menschen in der Buchhandlung, berichtet von der Peinlichkeit des «Literarischen Quartetts» im Umgang mit Comics, die Ausweisung der Comics aus österreichischen Bibliotheken; die Verkleidung des Comic als Graphic Novel – klar klingt schöner, seriöser … Denn dem Comic haftet sein Anbeginn der Geruch des Schmuddligen an; Schmutz, Schund, die Unfähigkeit im Wort auszudrücken – eben etwas für Unterbelichtete, für die Donalds. Ein Ärgernis, dass man den Zeichner nicht ernst nimmt – der oft mehr zu sagen hat, als Worte fassen können. Hier wird alles auf den Arm genommen: Buchhandel, Lesende, Buchmesse … Sagt er dem Wochenmarkt zum Händler: «Hey! Die drei Kilo Handke, die Sie mir letztens angedreht haben, waren nicht mehr gut.» Er darf probieren, hier und da … auch der Walser ist nicht mehr ganz frisch – «O.k. Geb ich Ihnen billiger. Die faulen Stellen kann man leicht wegschneiden.» – «Gut. Wickeln Sie ihn mir in einen Coelho.» Herrliche Szenen, überall dort, wo Bücher zu finden sind. Im letzten Viertel geht es nach Japan, wohin Mahler eingeladen war auszustellen. Erlebnisse aus dem Land, in dem Mangas hochgeschätzt sind, die Zeichner verehrte Stars. Und wir erfahren, warum Mahlers Godzilla drei Augen hat. Mahlers Zeichnungen sind puritanisch, schwarzweiß, die Texte kurz und prägnant. Er reduziert in allem. Genau das Pointierte gibt den Reiz! Hier kann jemand über sich selbst lachen, über Buchmenschen, den Buchmarkt und über den faszinierenden Umgang der Japaner mit ihren Zeichnern und Filmern. Empfehlung! Nicolas Mahler wurde 1969 in Wien geboren und lebt immer noch dort. Er wurde für seine herausragenden Auto-Witze preisgekrönt und hat bereits zahlreiche Schulbücher illustriert. Außerdem textete und zeichnete er für den französischen Verlag Éditions du Rouergue das Kinderbuch «Madame Nenette et ses droles de cheveux». Zudem liefert er regelmäßig Beiträge für die Magazine «Strapazin», «Lapin» und «Spoutnik». Nebenbei arbeitet Nicolas Mahler immer wieder an eigenen Zeichentrickfilmen, die auf internationalen Festivals gezeigt werden.

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