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gwyn

Posted on 31.10.2023

Der 13-jährige Pete steht im Kaufhaus vor dem Weihnachtsmann. Elend, für den Mist ist er zu alt. Doch der hier mit seinen funkelnden schwarzen Augen und einem seltsam unangenehmen Geruch lässt Pete das Blut in den Adern gefrieren. Der verkleidete Mann lässt nicht locker: Was wünscht du dir vom Weihnachtsmann? Na gut. Petes beste Freundin Sara ist unheilbar krank und wird bald sterben. Mach sie gesund, flüstert er dem Bärtigen ihm ins Ohr. So funktionieren die Wünsche nicht beim Weihnachtsmann, den es ja nicht gibt, denkt Pete. Aber das ist derzeit sein einziger Wunsch. Es ist der Auftakt zu einer Abenteuertrilogie, nordische Mythen, trollig, wichtelig, weihnachtlich, spannend, gruselig … «‹Er hat sich vom Weihnachtsmann ein Geschenk gewünscht, hä?› Was soll das denn jetzt? Was hat der Weihnachtsmann damit zu tun? Pete antwortet nicht und fängt sich eine zweite Kopfnuss ein. ‹Au›, sagt er. ‹Der Junge wünscht sich ein Geschenk. Ein großes Geschenk. Ein Riiisengeschenk. Kinder wünschen sich immer was Großes und bekommen dann was kleines Weiches», plapperte das Wesen und keckerte dazu.» Mitten in der Nacht springt Petes auf seinem Oberkörper gruseliger Wichtel herum, Elpiö. Will er wirklich das Geschenk?, fragt der. Gut, aber dafür muss er auch etwas geben. Pete erhält das Versprechen, dass Sara geheilt wird, aber unter einer Bedingung: Pete muss seinen Schatten hergeben. Er zögert keine Sekunde. Wer braucht schon einen Schatten? Der Plan geht auf und Sara wird über Nacht gesund. Doch bald stellt Pete fest, dass er nicht nur seinen Schatten verloren hat, und dass ein Mensch ohne Schatten kein richtiger Mensch mehr ist, kalt läuft es über seine Seele. Und nun beobachtet er: Es laufen noch andere Menschen ohne Schatten herum, alles solche, deren Charakter sich zum Bösen hin verändert hat. Er hat einen Pakt mit den Bösen geschlossen! Gibt es eine Möglichkeit, heil aus der Sache herauszukommen … Parallel führt ein weiterer Strang um Uudit, die Schattenflickerin, halb Wichtel, halb Gnom, die in die Wichtelgilde aufgenommen werden möchte. Als Halbblut hat sie allerdings keine Aussicht auf Erfolg. Doch Uudit besitzt besondere Fähigkeiten und bekommt einen Auftrag. Das könnte ihre Chance werden! Mit diesem ersten Teil hat Timo Parvela sich warmgelaufen und uns Lesende verdammt neugierig gemacht. Wie geht es weiter und wie hängt alles zusammen? Der große Böse muss besiegt werden, denn wenn er zu viele Schatten sammeln kann, erringt er die Macht. So viel ist klar. Pete ist mit Freunden auf dem Weg in Schattenwelt; sie wollen ihre Schatten zurückholen … Ein spannender Auftakt mit einer guten Portion Grusel wird hier geboten. Unterstrichen wird düstere Geschichte von einer Menge herrlicher Illustrationen: doppelseitig, einseitig und in keinen Einschüben. Schwarzgrundig unterkühlt, mit farbigen Unterstreichungen in Petrol bis Türkis, Giftgrün, senffarben oder in Rot setzt Pasi Pitkänen die nordische Mystik um. Uns begegnen unheimliche Wesen in Eis und und Schnee; man freut sich, auf der warmen Couch zu hocken … Eine Fantasy-Geschichte mit viel Atmosphäre, die nebenbei gesellschaftliche Dinge anspricht (Außenseiter, Rassismus, Konsum). Natürlich geht es in solchen Heldengeschichten um Freundschaft und Vertrauen, denn nur gemeinsam kann man das Böse besiegen. Kurze Kapitel, große Schrift, viele Illustrationen und eine mystisch-spannende Geschichte mit Gänsehautfaktor, die im Spannungsbogen anzieht, lockt auch lesefaule Kinder zum Lesen. Wer hier einmal angefangen hat, hört nicht auf, bis er auf der letzten Seite angekommen ist. Der ars Edition Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 10 Jahren – passt für mich auf Grund des Gruselfaktors. Empfehlung für die kalte Jahreszeit – ich freue mich auf den nächsten Band. Timo Parvela (geboren 1964) ist ein vielfach preisgekrönter finnischer Kinderbuchautor. Seine Werke wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt. Pasi Pitkänen (geboren 1984) studierte Grafikdesign an der Aalto-Universität. Er hat für seine Illustrationen zahlreiche Preise gewonnen, und die von ihm illustrierten Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

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