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joberlin

Posted on 31.10.2023

In diesem sehr gut geschriebenen, amüsanten Roman macht uns Charles Lewinsky mit den Sorgen und Nöten des Dichterfürsten Goethe bekannt. Ja, auch der Meister kennt trübe Stunden: Die Musen haben ihn verlassen! Nicht der einfachste Reim, nicht die kleinste Wendung will ihm einfallen, nur Rauch und Schall, jedenfalls nicht das, was man von ihm – mit Recht! – erwarten kann. Der herzogliche Hof hat ein Festgedicht bestellt, die Zeit wird knapp, was nun? Inspiration brachten sonst immer Reisen, doch auch das hat diesmal nichts genutzt. Hilfe kommt von ungeahnter Seite: Vulpius, Christianes Bruder, bemüht sich um Goethes Aufmerksamkeit: Im Schreiben sei er doch auch ganz gut – wie wär’s wenn nun er ein paar Stanzen schriebe …. Goethe ist empört, dieser Dilettant will ihm das Wasser reichen, zu schlicht, zu seicht wäre das Ergebnis. Das geht auf keinen Fall, nein!... absolut nicht …. oder doch? Der Roman schillert (darf man das sagen?) nur so von Aperçus, seien sie nun von Goethe oder Lewinsky, gleichviel – sie sind köstlich! Überhaupt merkt man dem Autor den Spaß am Fabulieren und Formulieren an, die Gespräche Goethes mit Herzog Carl August und Vulpius sind ganz besonders gut gelungen und auch Christianes charmant-kluger Umgang mit ihrem Goethe ist ganz wunderbar zu lesen. Ob Goethes Schreibblockade gelöst werden kann und was es mit Vulpius‘ Roman „Rinaldo Rinaldini, der Räuberhauptmann“ auf sich hat, das überlasse ich zur Entdeckung der geneigten Leserschaft.

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