Profilbild von sophiesyndrom

sophiesyndrom

Posted on 29.10.2023

Der Titel war das Erste, was mich auf das Buch aufmerksam machte, der Klappentext hatte mich dann vollends vom Kauf überzeugt. Leider musste ich dann beim Lesen bemerken, dass mich manche Dinge davon abhielten, die Geschichte vollumfänglich zu genießen. Die Idee macht neugierig: Ben Schneider fühlt sich, als säße er in der Falle. Sein Job als Wirtschaftsprüfer bestimmt sein Leben in solchem Maße negativ, dass er schon seit Jahren keine Freude mehr empfindet. Deswegen gibt er sein Leben in die Hände eines Auftragskillers, arrangiert durch seinen Dealer Tobi. Ben bleiben noch fünfzig Tage, bis sein Leben endet. Die Umsetzung der Idee hat mich anfangs noch gecatcht. Der Schreibstil war direkt und derb und hat Ben als Figur geprägt. Er ist abgrundtief genervt, hasst seinen Chef, seinen Job, sein Leben und bringt das mit jedem Wort deutlich zum Ausdruck. Seine Gefühlslage ließ sich so gut greifen. Als er von seinem Dealer angeboten bekommt, für sich selbst einen Auftragskiller anzuheuern, greift er also zu. Ab da ist für ihn alles egal und er möchte die letzten fünfzig Tage nur das machen, was er will. In dieser Zeit trifft er auch auf Emma, die so ganz anders ist, und nach und nach ist sich Ben bei seinem eigentlichen Vorhaben nicht mehr so sicher. Als Emma aufgetaucht ist, kam in mir die leichte Befürchtung auf, dass Liebe hier als Allheilmittel fungieren soll. Dem war nicht vollends so, aber dennoch fand ich es schade, dass Emma eine relativ einseitige funktionelle Rolle zugesprochen wurde und relativ flach in ihrer Charakterisierung blieb. Sie wurde als Gegenbild zu Ben geschaffen, durch und durch positiv und beeinflusst Ben somit positiv, sodass er letztendlich doch vom Leben überzeugt wird. Dass die beiden am Ende nicht zusammenkommen, schwächt dieses Gefühl von „Liebe regelt alles“ etwas ab, aber dennoch war es mir insgesamt zu klischeebeladen. Wiederum gut fand ich die Aufarbeitung von der Beziehung von Ben und seiner Schwester. Die beiden haben sich lange nicht mehr gesehen oder gesprochen und können bei ihrem Wiedersehen endlich Vorurteile aus dem Weg schaffen und vorherige schlechte Verhaltensweisen hinterfragen. Das Buch hatte somit sowohl gute als auch schlechte Seiten und konnte mich insgesamt ganz gut unterhalten. Vom Hocker gehauen, wie ich erhofft hatte, hat es mich allerdings nicht.

zurück nach oben