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Nach dem Tod seiner Eltern kommt Richard aus der Großstadt in das beschauliche Ballantyne. Doch bald schon ist es dort mit der Ruhe vorbei, denn zwei Jugendliche verschwinden auf mysteriöse Weise. Die Polizei hat Richard im Verdacht, etwas mit den Vorfällen zu tun zu haben, doch dieser erzählt schier unglaubliche Geschichten über den Verbleib seiner Klassenkameraden. Warum will ihm niemand glauben, dass auch das Böse in Ballantyne ist und dort Dinge geschehen, die über den menschlichen Verstand hinausgehen? Seit vielen Jahren schon begeistert mich Jo Nesbø mit seinen Krimis und Thrillern, weshalb die Erwartungen an „Das Nachthaus“ hoch waren. Leider wurden sie so gar nicht erfüllt. Selbstverständlich kann ein Autor ganz neue Wege gehen, jedoch fallen dann unter Umständen Ergebnis und Erwartung weit auseinander und lassen Leser enttäuscht zurück. Es hat mich sehr viel Motivation gekostet, das Buch immer wieder aufzunehmen und zu Ende zu lesen, weil es mich immer wieder verloren hat. Ohne Frage hat sich das Durchhalten bis zur letzten Seite trotz aller Anstrengung gelohnt, da Nesbø alle fantastischen Elemente klärt und in ein in sich logisches Gesamtgerüst packt. Rein literarisch ist der Aufbau sogar sehr gelungen und überzeugend. Leider fehlt der Geschichte jedoch jede Spannung und die erste Hälfte ist insbesondere ziemlich zäh, vor allem im Vergleich zu anderen Romanen des Autors, die sofort fesseln und die man kaum weglegen kann. Wenn man zudem kein Fan von Fantasy-Literatur ist, fällt das Weiterlesen zudem schwer, weil einfach weite Teile der Handlung zunächst sehr realitätsfern sind. Jo Nesbø mag neue Leser mit dem Buch gewinnen können, mich konnte er leider gar nicht erreichen, im Gegenteil, bei seinen nächsten Romanen werde ich vorher intensiver recherchieren, welche Richtung er einschlägt: Experimente in anderen Genres oder wieder die bekannten Krimi-Strukturen, die mich so oft begeistern konnten.