herbstrose
Schreibblockade und andere Kümmernisse Bisher brachte eine Reise immer die gewünschte Inspiration, doch diesmal blieb sie aus. Goethe kommt zurück aus der Schweiz und seine Schreibblockade hält noch immer an. Es will ihm einfach nichts einfallen, seine Gedanken sind wie Rauch und Schall, sein Geist ist leer. Dabei drängt die Zeit, der herzogliche Hof erwartet von ihm zur Geburtstagsfeier der Herzogin ein Festgedicht. Was tun? In seiner größten Not bietet Schwager Christian August Vulpius, ein von Goethe als Lohnschreiber verachteter Schriftsteller, seine Hilfe an. Goethe ist außer sich, das geht doch nicht. Ausgerechnet ein Schreiber seichter Romane soll sein Festgedicht schreiben, nie und nimmer! Doch er braucht dringend Hilfe … Charles Lewinsky ist ein Schweizer Schriftsteller, der 1946 in Zürich geboren wurde. Er studierte in Zürich und Berlin Germanistik und Theaterwissenschaft. 1984 veröffentlichte er sein erstes Buch, es folgten zahlreiche weitere Romane, Theaterstücke und Drehbücher. Bei uns richtig bekannt wurde er 2020, als sein Roman „Der Halbbart“ auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand und er für den Schweizer Buchpreis nominiert wurde. Lewinsky wohnt in Zürich und im französischen Vereux. „Goethe hatte Hämorrhoiden“, schon dieser erste Satz des Romans regt zum Schmunzeln an. Als „einzigartiger Lesespaß“ wird dieses Buch angepriesen - und das ist keine Übertreibung. Einfach herrlich, wie der Autor hier einerseits mit gut recherchierten Fakten und andererseits mit fantasievoll erfundenen Unwahrheiten über Goethes Schreibblockade, deren Existenz belegt sein soll, aufwartet. Brillante Situationskomik wechselt in rascher Folge mit unterhaltsamen Gesprächen zwischen Goethe und Herzog Carl August oder Schwager Vulpius – die Weimarer Zeit und Goethes Familie, Christiane und Sohn August, sind weitere interessante Themen. Wie es zum erfolgreichsten deutschen Räuberroman des 19. Jahrhunderts – „Rinaldo Rinaldini, der Räuberhauptmann“ von Christian August Vulpius“ – gekommen sein soll, wird ebenfalls erörtert. Was man in dieser Geschichte als Wahrheit, und was man als möglicherweise ausgedacht empfindet, bleibt jedem Leser selbst überlassen. Fazit: Großartig gelungen! Etwas störend für mich waren lediglich die vielen eingefügten lateinischen Aphorismen, die den Lesefluss etwas hemmen.