Casaplanca
Etwas endet, etwas beginnt "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" von Doris Knecht ist nicht mein erstes Buch der Autorin. Von ihrem sicheren und treffenden Schreibstil war ich also schon überzeugt. Die Protagonistin bleibt für den Leser namenlos und erzählt aus der Ich-Perspektive. Dadurch fühlt man sich ihr sehr nahe. Sie ist in dem Alter, wo sie Rückschau hält. Es ist ein Wendepunkt, ein Abschluss irgendwie und doch eine Chance auf einen Neubeginn. Die Kinder gehen ihre eigenen Wege, brauchen sie nicht mehr rundum als Mutter und auch ihre eigene Rolle als Tochter wird mit beleuchtet. Es gibt nach 50 Jahren Leben sehr viel, an das man sich erinnert und wohl noch mehr, was man vergessen hat. Sehr schön kommt das hier rüber, dass nicht immer die großen Momente die wichtigsten sind. Die Protagonisten erzählt sehr vertraut, fast intim, im Selbstgespräch, ihre innersten Gedanken, auch Tabuthemen werden angesprochen. Trotz allem bleibt eine Distanz zwischen Leser und Erzähler, bei mir jedenfalls. Das Buch ist unaufgeregt, nicht spannend und doch möchte man es nicht aus der Hand legen und einige Dinge werden bei mir noch länger widerhallen.