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Trauma und Folgen Henriette lächelt. Ja. Sie lächelt. Aber dieses Lächeln kommt nicht von innen. Dieses Lächeln kommt nicht aus einer Freude heraus, oder aus einem Glücksgefühl. Henriette lächelt. Sie lächelt etwas weg. Dieses Lächeln ist ein Versuch der Selbstregulierung, ein Versuch, dass Henriette nicht die Hutschnur platzt. Doch ist so eine Herangehensweise von Erfolg gekrönt? Genau dies wird Henriette lernen müssen und lernen wollen. Andrea Heinisch hat mit „Henriette lächelt“ ein Buch über Traumata und über den Umgang mit Traumata geschrieben. Ein heilsames Buch. Und ein durchaus positives Buch. Denn hier kommt niemand mit einem erhobenen Zeigefinger daher. Und dies finde ich sehr gelungen. Denn viele von uns laufen mit ihren Traumata umher und versuchen zu funktionieren, versuchen ihren erlebten Mist wegzulächeln. Und viele von uns scheitern daran. Oder vielen von uns scheint das Leben mit unseren Traumata als ein sehr holpriger und mit Dornen versehener Pfad. Ein schwer zu beschreitender Pfad. Dieses Buch ist hierfür genau richtig, ein positiver Blick auf dieses Dilemma. Ein empathischer Blick. Dennoch möchte ich hier mit einem erhobenen Zeigefinger, leider, ich weiß, anmerken, dass dieses Buch nicht unbedingt als die einzige Herangehensweise an eine Verarbeitung von Traumata zu verstehen ist. Für manche von uns mag dies passen. Andere müssen andere Wege, ihre eigenen Wege finden, oft vielleicht mit mehr professioneller Hilfe versehen oder vielleicht sogar mit einem stationären Aufenthalt. Denn Psychiatrie und Psychologie sind zwei durchaus hilfreiche Wege zur Verarbeitung von Traumata. Wie auch die Lektüre von der Sache dienlichen Sachbüchern oder geschickt konstruierten Romanen durchaus helfen kann. Denn genau dies ist „Henriette lächelt“ für mich, ein geschickt konstruierter Roman, der mir sehr gefallen hat, den ich sehr gern gelesen habe und den ich gern empfehle, auch Leuten, die ihr erlebtes Grauen nicht mehr weglächeln wollen oder nicht mehr weglächeln können.