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Ein Blick in eine nahe liegende Fremde Dieses Buch bietet Einblicke in die Welt der Russlanddeutschen, die durchaus eine andere Welt beinhaltet. Die vielen Jahre in einem anderen System können an einem Volk auch nicht spurlos vorbeiziehen, das Verbiegen für ein Diktatur und die Folgen der Gewalt dieser Diktatur macht natürlich etwas mit den Betroffenen. Dennoch erschafft Birgit Mattausch durchaus einen empathischen Blick auf etwas Fremdes, die Liebe dieser Menschen zu ihrer Helene Fischer wird greifbarer und verständlicher, ebenso wie das Denken und Fühlen dieser Menschen in dem Buch „Bis wir Wald werden“ dargestellt wird. Denn dadurch hat dieses Buch auch etwas Ethnographisches, denn irgendwie kommt einem dieses Buch wie ein Besuch in der Fremde vor. Gefallen hat mir die Naturverbundenheit und auch die völlig natürliche Anwesenheit des Zweiten Gesichts bei den Russlanddeutschen. Denn dieser Besuch in der Fremde ist ja eigentlich auch ein Schritt zurück. Denn eigentlich sind diese genannten Dinge auch bei uns einmal mehr beheimatet gewesen, nur hat sie der Wandel der Zeit bei uns eher weggespült. Und hier hat dies etwas Fremdes, obwohl es eigentlich nur ein Blick zurück ist. Ein interessanter Blick. Und ein verständlicher Blick. Ein Blick, der eine Brücke sein könnte, eine Brücke fürs Verstehen. Aber genauso brauchen auch die Russlanddeutschen eine Brücke fürs Verstehen der jetzigen Welt, denn ihre gefühlte Ablehnung hat ja Folgen. Folgen in ihrem Denken und in ihrem Handeln und damit auch Folgen für uns, für die Anderen. Die in dem Buch „Bis wir Wald werden“ ja auch von der Autorin Birgit Mattausch als die Anderen benannt werden. Denn genau das sind wir ja auch für die Russlanddeutschen, die Anderen, die Entfernten. Obwohl auch viele in Deutschland geborene Deutsche Freunde von Helene Fischer sind. Ihr Erfolg beruht ja nicht nur auf den Russlanddeutschen. Und obwohl auch viele andere Gedanken der Russlanddeutschen von den Anderen geteilt werden. Denn so homogen sind wir Anderen ja auch nicht. Und hoffentlich werden sich in einigen Jahren die Russlanddeutschen auch nicht mehr so ausgegrenzt fühlen, denn sie sind dann hoffentlich auch nicht mehr so homogen und mehr in unserer Welt angekommen. Doch dieses Ankommen der Russlanddeutschen in unserer deutschen Welt ist nicht nur die Aufgabe der Russlanddeutschen, denn auch uns Deutschen steht die Hausaufgabe der Integration der neuen Bevölkerungsteile unseres Landes bevor. Denn nur ein gefühltes Wir hilft uns eine Einigkeit in unserem Land herzustellen und erst dann gibt es dieses unsinnige Gegeneinander hoffentlich weniger. Birgit Mattausch hat in ihrem Buch „Bis wir Wald werden“ einen Blick in die Welt der Russlanddeutschen ermöglicht, den man sonst vielleicht schlecht serviert bekommt. Ein spannender und sehr interessanter Blick. Ein lesenswerter Blick! Ein zum Nachdenken anregender Blick!