renee
Flucht und Ankunft Anna und Tom. Sie suchen und sie finden. Sie finden eine Chance. Eine pulsierende Stadt. Eine Stadt im Wandel. Eine Stadt der Möglichkeiten. Eine Stadt, die ein bestimmtes Klientel Menschen anzieht. Menschen, die vom Reiz des Neuen angezogen werden, Menschen, die etwas entstehen lassen wollen, Menschen, die sich selbst neu erfinden wollen, Menschen, die sich selbst verbessern wollen. Und genau diese Menschen sind auch richtig in einer pulsierenden Stadt. Doch Menschen, die nach einem Reiz suchen und das interessante Neue finden wollen, werden ebenso in der Normalität ankommen und das irgendwann auch begreifen. Denn auch etwas einstmals Pulsierendes und Neues wird irgendwann völlig bekannt, normal und auch etwas langweilig. So empfinden es auch Anna und Tom irgendwann. Und wollen ausbrechen. Doch vor was brechen sie aus? Vor dieser bekannt gewordenen Stadt oder vor sich selbst? Vor ihren eingelaufenen und erprobten Lebensentwürfen? Den genau so kommt es mir vor. Wie kann denn so eine pulsierende Stadt langweilig werden? Das verstehe ich nicht so ganz. Bietet genau so eine Stadt wie Berlin doch ständig Neues, hat interessante Ausstellungen in den verschiedenen Museen, bietet Lesungen in verschiedenen Örtlichkeiten an, Konzerte locken an den bekannten Stationen, in interessanten Lokationen. Wenn man natürlich als Expat-Paar nie so richtig in dieser Stadt ankommt, sich dort ankommen lässt, wenn man sich weiter in Expat-Kreisen bewegt und nie so richtig im städtischen Leben ankommt, vielleicht sogar ankommen will, dem Zuzug und Wegzug der Expats begegnet, reizt auch hier wieder der Ruf der Ferne. Der man in jungen Jahren sicher gern erliegt. Aber später, in den nächsten Jahren, ist dies dann immer noch so? Denn man sollte sich hier sicher fragen, was man denn will. Vicenzo Latronico gelingt in seinem Buch „Die Perfektionen“ ein wundervoller Blick auf das interessante und pulsierende Berlin, dieses Buch ist definitiv eine Liebeserklärung an diese wundervolle Stadt. Doch diese Stadt wird auch durch diese Expats so wundervoll. Denn diese Expats geben Berlin ein internationales Flair. Allerdings geht Latronico in seinem Buch auch auf das Warum ein, warum trifft man diese Entscheidung aus der Heimat wegzugehen, was für Menschen, was für Charaktere treffen solche Entscheidungen. Und genau diese Menschen stehen dann vielleicht irgendwann vor ähnlichen Situationen, die wieder durch eine gewisse Flucht gemeistert werden wollen. Aber vor was flieht man denn eigentlich? Und zu welchen Schlüssen führt ein Nachdenken über diese Thematik. Ein interessantes Buch über Menschen, über Wünsche und die Realität. Und ein Buch, welches den Zauber von Berlin nahebringt, aber auch den Zauber anderer internationaler Städte näher heranrücken lässt.