Wedma
Zugegeben, ich war neugierig. Was kann in einem Roman mit diesem Titel und so einem düsteren Cover stecken? Erwartungen hatte ich keine. Das war auch gut so. Das Werk erlebte ich als etwas unentschlossen mäandernd, was den Aufbau und die Handlung angeht. Erst ist es wie ein Gemälde, recht statisch, ein Leben in einer eher kleinen jüdischen Gemeinde im südlichen Teil des Fernen Ostens Russlands wird geschildert. Recht gemütlich. Dann wird es eine Art Krimi, da stellen sich so etwas wie Ermittlungen ein. Später sind die Hauptfiguren unterwegs zu den Sehenswürdigkeiten, die mitunter weiter weg liegen. Und zwischendurch tauchen unerklärliche Gegebenheiten oder auch Personen auf und verschwinden genauso plötzlich, wie sie aufgetaucht sind, wieder. Der Roman lebt von den Figuren und vom augenzwinkernden, leichtfüßigen Humor. Die Figuren, aller Altersstufen, hat man wie lebendige Menschen vorm inneren Auge: wie sie leben in ihrer kleinen Gemeinde, was ihnen wichtig ist, wie und warum die Leben einiger Mitglieder so verlaufen sind usw. Eine Hommage an die vergangene Zeit. Diesen Humor habe ich sehr gemocht. Ohne wäre das Ganze eher Trist. Aber diese leichte, humorige Art zu erzählen hat das Ganze nicht nur schön aufgefrischt, sie hat den Roman für mich in einen angenehmen Begleiter für einige Lesestunden am Abend verwandelt. Insofern passt das düstere Bild des Covers nicht wirklich.