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stefan182

Posted on 15.10.2023

Ein historischer Kriminalroman mit Kopfkino-Garantie Inhalt: Wien, 1895. Inspektor Leopold von Herzfeldt wird an einen ungewöhnlichen Tatort gerufen: Die Gruft unter dem Stephansdom – wo der Mesner die Leiche des bekannten Arztes Theodor Lichtensteiner aufgefunden hat. Lichtensteiner hatte sich jüngst einige Feinde gemacht: Als Gegner des Spiritismus schlich er sich in verschiedene Séancen ein, um diese als Scharlatanerie zu entlarven. Auch Leopold von Herzfeldt ist der Glaube an Geister fern – doch als die Tatortfotos entwickelt sind, schwebt auf diesen der Geist eines jüngst Beschworenen über der Leiche Lichtensteiners… Persönliche Meinung: „Der Totengräber und der Mord in der Krypta“ ist ein historischer Kriminalroman von Oliver Pötzsch. Es handelt sich um den dritten Band der „Die Totengräber“-Reihe; da die Handlung und der Fall aber in sich abgeschlossen sind, kann man den Roman auch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen. Erzählt wird die Handlung aus mehreren personalen Perspektiven, wobei Schwerpunkte auf den Perspektiven von Leopold von Herzfeldt und von Julia Wolf (Tatortfotografin und Partnerin von Leopold) liegen. Beide Figuren sind mit ihrer Gefühls- und Gedankenwelt lebendig und (historisch) authentisch gezeichnet. Die Handlung des Romans besitzt die Struktur eines Ermittlerkrimis: Leopold versucht, gemeinsam mit Julia und dem kauzigen Totengräber Augustin Rothmayer, den Mörder von Lichtensteiner zu stellen. Dabei führen die Ermittlungen die drei Protagonisten auf Friedhöfe sowie in Séancen, dunkle Gemäuer und Krypten, wodurch die Handlung (wohlig) gruselige Komponenten erhält. Die Spannungskurve des Romans ist hoch: Nicht nur gibt es eine Vielzahl potenzieller Täterfiguren und einige falsche Fährten – schnell wird klar: Der Mord an Lichtensteiner ist nicht der einzige Fall, den es zu klären gilt. Was genau es dabei mit den Fällen auf sich hat und wer dahintersteckt, ist kaum zu erahnen und überraschend. Nicht zuletzt ist auch die Recherchearbeit, die hinter dem Roman steht, hervorzuheben: Man hat während der Lektüre permanent das Gefühl, in ein authentischen Wien Ende des 19. Jahrhunderts zu treten. Der Schreibstil von Oliver Pötzsch ist ausgesprochen dreidimensional und tiefenscharf, sodass während der Lektüre ein schönes Kopfkino entsteht. Insgesamt ist „Der Totengräber und der Mord in der Krypta“ ein spannender sowie authentisch wirkender historischer Roman mit tollen Protagonisten.

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