R. S.
Sprachlich ansprechend, aber inhaltlich zu oberflächlich Der in abstrakter und leicht verträumter Prosa erzählter Roman "Meine Männer", der auf der wahren Geschichte einer der ersten weiblichen Serienmörderin Amerikas basiert, handelt eigentlich nicht wirklich von der Serienmörderin Belle Gunness, sondern ist eine Meditation über Leidenschaft, Einsamkeit und geistige Instabilität. 1876 verlässt Brynhild Størset im Alter von 17 Jahren Norwegen in Ungnade und geht in die USA, nachdem sie schwanger war und eine Fehlgeburt erlitten hatte. Im Mittleren Westen zieht sie zu ihrer Schwester, die sie noch mehr missbilligt, und nimmt einen neuen Namen an: Belle. Um sich zu arrangieren und nicht aufzufallen, konzentriert sie sich auf ihre Arbeit als Näherin und die Kirche. Sie sehnt sich nach einer Beziehung und einem Kind und lernt Mads Sørensen kennen, der sie zu lieben beginnt. Doch in Belle wächst die Paranoia, sie kann sich nicht niederlassen und rechnet mit Verrat. Trotzdem heiraten sie und bekommen drei kleine Kinder, bevor Mads plötzlich stirbt. "Meine Männer" ist in einem dichten literarischen Prosa-Stil geschrieben, düster-poetisch, gelegentlich chaotisch und manchmal fast in Form eines Bewusstseinsstroms. Der unscharfe Stil passt zu der Darstellung einer verwirrten Protagonistin, die zunehmend in den Wahnsinn abgleitet. Es ist eine fiktive Wiedergabe einiger Lebensabschnitte von Belle, keine umfassende Biografie von ihr. Die meiste Zeit befindet man sich in der Gedankenwelt von Belle, der kein schöner Ort ist. Der Eindruck, den man beim Lesen von Belle bekommt, ist der, dass es sich bei ihr um eine kalte und unnahbare Person handelt, die geistig instabil ist, was auf Dauer sich etwas monoton liest. Zwar befindet man sich sehr viel im Kopf der Protagonistin, doch so richtig greifbar wurde beim Lesen Belle für mich nicht. Verstärkt wird dies dadurch, dass die Geschichte ziemliche Zeitsprünge vor und zurück macht und es nicht immer einfach ist, den Überblick zu behalten. Einen Blick in den Kopf einer Mörderin zu bekommen ist sicherlich, was den Reiz an "Meine Männer" ausmacht, die literarische Umsetzung jedoch konnte mich nicht ganz abholen. Der poetisch angehauchte Schreibstil schafft es zwar gut eine düstere und beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, doch verbleibt er inhaltlich und emotional nur an der Oberfläche. Die zeitlichen und inhaltlichen Sprünge lassen die Handlung zu fragmentiert erscheinen, sodass ich am Ende des Romanes, das Gefühl hatte, es würde etwas fehlen. Interessant und sprachlich ansprechend, aber nicht von der emotionalen Wucht, die ich mir erhofft habe.