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Fina

Posted on 18.9.2023

Gestaltung: Die Gestaltung spricht mich hier enorm an! Ich weiß nicht, was es genau ist, aber ich liebe besonders das Cover. Vielleicht sind es die vielen versteckten Elemente, zum Beispiel habe ich den Alligator-Kopf erst ganz spät entdeckt, vielleicht ist es auch die Farbkombination der dunklen Blau- und Grüntöne mit den knalligen Blüten. Es fängt die Atmosphäre der Geschichte sehr gut ein und hat in der Innenklappe sogar noch einige Fotos, die als Inspiration für die Geschichte gedient haben. Darum geht's: Jedes Jahr kehrt Grey im Sommer nach Louisiana, La Cachette, zurück, um mit den anderen Sommerkindern, mit denen sie aufwuchs, eine unvergessliche Zeit zu haben. Doch diesen Sommer ist alles anders, da Greys beste Freundin und Zwillingsflamme Elora vermisst wird. Gemeinsam mit den anderen Sommerkindern und insbesondere Hart, Eloras Bruder, versucht Grey Elora auf die Spur zu kommen. Doch mit der Zeit ist jeder verdächtig und vermeintliche Bekannte und Freunde können in schweren Zeiten zu Verdächtigen werden... Idee/ Umsetzung: Ich war auf diesen Debütroman der Autorin extrem gespannt, weil sie ein Händchen für sehr atmosphärische Settings und feinfühlige, psychologische Geschichten hat. Das ist mir bereits in "Secrets so Deep" aufgefallen, und erfreulicherweise zeigt sich diese Stärke in "Dark and Shallow Lies" ebenfalls. Im Gegensatz zu dem 2. Roman hat es mir hier besonders gut gefallen, dass a) nicht das Schauspiel-Thema im Fokus stand, und b) wir uns in einem Wohnort befinden, in dem die meisten von Greys Freunden beheimatet sind. Auch wenn sie selbst ein Gast ist, habe ich mich dadurch in La Cachette zu Hause gefühlt, trotz der etwas unheimlichen Stimmung. Die Autorin hat diesem Örtchen so einige mystische Besonderheiten verliehen, zum Beispiel dass viele der Bewohner Dienstleistungen der übernatürlichen Art anbieten, z.B. Wahrsagen, Liebeszauber oder ähnliches. Dadurch hat auch diese Geschichte wieder ein bisschen paranormale Einflüsse, sodass Realität, Fantasie und Wahn miteinander verschwimmen. So ergeht es auch den Sommerkindern, denen gewisse Fähigkeiten wie eine übernatürliche Empathie, Visionen und emotionale Verknüpfung mit anderen Seelen nachgesagt werden. All dies waren für mich beste Voraussetzungen für einen spannenden Thriller rund um Eloras Verschwinden. Meine Erwartungen konnte die Geschichte in vielen Teilen erfüllen. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen fand ich den "Krimifall" rund um Elora gut erzählt und spannend aufgelöst. Doch ich habe den Eindruck, dass bei Myer Sains Büchern die Fälle gar nicht das Herzstück der Geschichten sind, sondern eher die Atmosphäre des Settings und die zwischenmenschliche Interaktion der Figuren. Dadurch büßt sie meiner Ansicht nach recht viel Spannung ein, erzeugt aber eine unterschwellige, mystische Stimmung beim Lesen, was ich ebenfalls zu schätzen weiß. Deshalb hat die gesamte Umsetzung des Buches mir zugesagt, da ich auch schon wusste, auf was ich mich einlasse - Atmosphäre vor Spannung und Action. Mit dieser Erwartungshaltung hat die Autorin hier wieder großes geschaffen, und sie konnte mich noch mehr begeistern als mit "Secrets so Deep". Schreibstil: Der Schreibstil der Geschichte hat Wiedererkennungswert und mich in seinen Bann gezogen. Wenn ich in die Bücher der Autorin eintauche, habe ich eine Gefühlsmischung aus Nostalgie, Melancholie und einer unterschwelligen Bedrohung. Dass die Autorin so viel in mir auslöst, finde ich schon bemerkenswert. Ich glaube, teilweise liegt es an den Beschreibungen, die die Autorin besonders von den Ortschaften und der Natur sehr eindrücklich schildert. Hier hat mich die gesamte Landschaft mit den Seen, dem seichten Gewässer, dem Alligator und Schlangen beeindruckt und verstört. Die Prägung mit übernatürlichen Fähigkeiten und Angeboten der Einwohner tat ihr übriges. Die Atmosphäre hält die Autorin die gesamte Zeit aufrecht, in dem sie immer mehr kleine Informationen preisgibt und Geheimnisse ans Licht kommen, aber trotzdem die Grundstimmung schwermütig bleibt, bis zuletzt. Ihr solltet euch darauf einstellen, dass dieses Buch kein oberflächlich-spannender Thriller ist, sondern der Fall eher hintergründig ist, und das Zwischenmenschliche und das Wühlen in der Vergangenheit der Weg zum Ziel sind. Figuren: Die Figuren sind auch in diesem Debüt sehr besonders. Obwohl wir die Geschichte aus Greys Augen erleben, hatte ich die meiste Zeit eine gewisse Distanz zu ihr. Wir bekommen sehr viel aus ihrem Erleben mit, aber wer sie als Mensch ist, blieb für mich über lange Strecken des Buches unklar. Das mag damit zusammenhängen, dass sie sich gedanklich völlig von Eloras Verschwinden einnehmen lässt. Grey scheint eine sehr aufopferungsvolle Freundin und Zwillingsflamme für Elora gewesen zu sein, bis die beiden etwas entzweit hat. Gerade deshalb macht sich Grey Vorwüfe und kann Elora nicht aufgeben, auch wenn viele andere sicher scheinen, dass Elora tot sein wird. Das engste Umfeld für Grey sind die sogenannten Sommerkinder, einschließlich ihr zehn Freunde aus Kindheitstagen. Es sind bereits andere Freunde aus der Gruppe verstorben, sodass sich die tragische Geschichte von damals mit Elora zu wiederholen scheint. Obwohl Elora durch ihr Verschwinden nicht präsent ist, erfahren wir so viel über diese junge Frau, was ich spannend fand. Je nachdem, mit wem man spricht, war Elora so oder so oder so. Eindrücklich ist besonders Eloras Bruder Hart, der viel Zeit mit Grey verbringt und auch nicht aufgeben möchte, Elora zu finden. Die beiden scheinen auch noch eine gewisse emotionale Bindung zu Elora zu halten und sie zu "spüren". Nicht jeder Charakter wurde tiefergehend beleuchtet, aber insgesamt fand ich die Dynamik zwischen den Jugendlichen und auch mit den Erwachsenen, wie beispielsweise Greys Großmutter Honey, sehr gelungen. Viele Eigenschaften werden über das Verhalten der Figuren transportiert, ohne blasse Beschreibungen und übergestülpte Klischees. Wenn mir genau danach ist, werde ich gerne immer wieder zu den Büchern der Autorin greifen. Fazit: Insgesamt hat mir das Debüt von Ginny Myer Sains nochmal wesentlich besser gefallen als "Secrets so Deep" - von der Handlung her, vom Setting und den Figuren. Es handelt sich um einen sehr kurzweiligen, außergewöhnlichen Thriller, bei dem mehr die Atmosphäre und die Figuren im Fokus stehen als der eigentliche Fall des Verschwindens. Wer sich darauf einlassen mag, der bekommt hier eine besondere Geschichte über Freundschaft, Verbundenheit und Zugehörigkeit erzählt.

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