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sophiesyndrom

Posted on 11.9.2023

Die Geschichte von Cleopatra und Frankenstein ist nicht schön. Sie ist hässlich, furchtbar hässlich. Was als Liebe auf den ersten Blick beginnt, endet in einer Ehe, die sowohl Cleo als auch Frank zu zerstören droht. Hässlich, zerstörerisch, toxisch bis ins Mark. Und ich konnte nicht aufhören, diesen Albtraum zu lesen. Die berühmte Cleopatra und der monströse Frankenstein fungieren als simpler Aufhänger, wobei man vermutlich nach Lesen des Buches noch etwas mehr Deutung hineinstecken könnte. Die Handlung dreht sich um Cleo, eine Kunststudentin aus London, die in New York etwas verloren wirkt. Sie trifft auf Frank - Amerikaner, Werbeprofi und zwanzig Jahre älter als sie. Trotz der offensichtlichen Klüfte oder vielleicht gerade deshalb verlieben sich die beiden Hals über Kopf ineinander. Schnell landen die beiden vor dem Traualtar und dort, wo einige Geschichten enden, fängt diese gerade erst richtig an. Nur erwarten die beiden Verliebten mehr Schattenseiten als Lichtmomente. Direkt zu Beginn konnte ich für mich bereits erkennen, dass Mellors Schreibstil meinen Geschmack trifft. Sie kommt mit Witz und einer Direktheit daher, was einen amüsiert aber teilweise auch vor den Kopf stößt. Vor allem im weiteren Verlauf der Geschichte wird diese Art der Direktheit noch eindringlicher, da es an vielen Szenen nichts zu beschönigen gibt. Coco Mellors drückt Dinge so hässlich aus, wie sie schlussendlich sind. Fasziniert war ich davon, wie erzählt wurde. Man hatte es nicht nur mit der Perspektive von Frank und Cleo zutun, sondern auch mit der von den Menschen aus ihrem Umfeld. Und dann war da auch noch Eleanor, die man als LeserIn überraschenderweise wohl am persönlichsten erlebt. Ich kann nicht davon reden, dass ich die Figuren mochte. Und zwischendurch war ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich die Geschichte mochte. Es war ein komisches Phänomen, was mich mit jedem Aufschlagen der nächsten Seite erreicht hat. Ich war abgeneigt, dann wieder interessiert, absolut gefesselt und mit den Nerven am Ende. Es war ein Auf und Ab für mich. Grandios und schrecklich zugleich.

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