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In einer retrofuturistischen Welt sind Roboter den Menschen zu Diensten. Isea wurde von ihrem Roboter-Kindermädchen Debra großgezogen. Liebevoll kümmert sich Debra sich um das Anziehen, die Hausaufgaben, badet Isea, kocht, wäscht, hört sich ihre Sorgen an und gibt Ratschläge. Die gefühlskalte Mutter ist nie zu Hause – wirkt eher wie ein Roboter. Diese exzentrische Frau, die keine Bindung zu ihrem Kind hat, hat in Isea etwas ausgelöst: Sie traut keinem Menschen, weil sie Angst hat, zurückgestoßen zu werden. In der realen Welt hat Isea keine Freunde – lediglich mit ihrer Onlinefreundin Tal redet sie über alles. Und die hat ihr empfohlen den Film Cyrano de Bergerac anzusehen. Isea ist begeistert. Tilio, ein Klassenkamerad, wäre gern ihr Freund, doch den beachtet sie nicht. In ihrer Einsamkeit traut sie nur Tal – die sie nur über den Hologramm-Projektor kennt und ihrem Roboter-Kindermädchen, das ihr Geborgenheit und Wärme vermittelt. Als eines Tages Debry zu Hause nicht aufzufinden ist, eröffnet die Mutter Isea, sie sei alt genug, ohne sie klarzukommen. Sie habe den Roboter verkauft. Isea entschließt sich, von zu Hause wegzulaufen und Debry zu suchen. Sie trifft unterwegs auf Tilio, der Isea gesteht, ihre Chatfreundin Tal zu sein … Natürlich ist Isea wütend! Doch Tilio lässt nicht locker, Isea zu begleiten, ihr bei der Suche nach Debry zu helfen. Doch die Roboterspürhunde sind den beiden bereits auf den Fersen … Dieser Comic ist der Auftakt einer Science-Fiction-Trilogie. Roboter gehören zum Alltag der Menschen, wobei das Setting ländlich dem 19. Jahrhundert angepasst ist. Die Roboter arbeiten auf dem Feld, ernten Baumwolle, sind Haushaltsroboter, leben in Hütten bei den Feldern – es kommt das Feeling auf, das an die Sklavenzeit der Südstaaten erinnert, auch Schule, die Häuser und Plantagen sind dem nachempfunden. Bei diesem Abenteuer wird schnell klar, dass sich die gewohnten Machtverhältnisse zwischen Menschen und Robotern auflösen – Mensch und Roboter als Team, KI und Liebe ist in diesem Comic nicht ausgeschlossen. Jose Luis Munuera schafft es wunderbar die Gefühle der Protagonist:innen in Grafiken darzustellen. Ausdrucksvoll, mit vielen Details versehen, sind die Bilder ein Augenschmaus. Von der Totale zoomt er in die Nahaufnahmen, vom medium shot bis ins Detail des extreme close-up. Die bedrohlichen Situationen, Beklemmung, sind als solche stark fühlbar. Es sind die Details, die Freude, Geborgenheit, Angst, das Unheildrohende, das so gut in Szene gesetzt ist. Die Filmausschnitte aus Cyrano de Bergerac haben einen anderen Stil – wirken fast wie echte Filmszenen. Fazit: Wir können Maschinen lieben – das ist lange bewiesen. Aber sind Roboter in der Lage, uns zu lieben? Der Carlsen Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 10 Jahren. Passt; Allage! Eine empfehlenswerte, spannende Science-Fiction-Abenteuergeschichte, eine fein gezeichnete Fantasy Graphic Novel! Hinter dem Pseudonym Béka verbirgt sich das französische Autorengespann Bertrand Escaich (Jahrgang 1973) und Caroline Roque (Jahrgang 1975). Gemeinsam schreibt es Jugendromane und verschiedene humoristische Comicreihen. Jose Luis Munuera, geboren 1972 im Süden von Spanien, wo er noch heute lebt. Mit «Die Potamoks» (geschrieben von Joann Sfar) gelang ihm ein von der Kritik begeistert aufgenommenes Debüt. Heute ist Munuera einer der gefragtesten Zeichner Frankreichs und zeichnet für die Funny-Erfolgsserien «Merlin» sowie «Spirou und Fantasio» und die Science-Fiction-Serien «Sillage» und «Nävis». 2012 erschien sein Einzelband «Im Zeichen des Mondes». Neben seinen regelmäßgen Beiträgen für «Spirou und Fantasio» erscheint bei Carlsen seine Serie «Die Campbells».