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Was ist das Wertvollste, das du besitzt? Das Teuerste, das Schönste, das Ausgefallenste? Würdest du es wegwerfen? Nein. Niemals im Leben. In der Bronzezeit, vor ungefähr 4.000 Jahren, haben die Menschen genau das getan. Bronze war unglaublich wertvoll. Und doch landeten absichtlich schöne Schmuckstücke und glänzende Schwerter in Sümpfen und Flüssen. Sie verschwanden dort auf Nimmerwiedersehen. Wir wissen nicht ganz genau, warum, aber es gibt einleuchtende Erklärungen dazu. Die Archäologin Linda Dielemans erklärt in diesem erzählenden Sachkinderbuch Geschichten über die Bronzezeit. Das Kinderbuch beginnt mit einer Einführung in diese Kulturepoche. Das erste Metall, seine erste Verwendung, Verarbeitung, die Weiterentwicklung und Verbreitung. Vom Kupfer zur Bronze, in welchen Bodenschichten findet man Feuerstein, Erz oder Zinn? Zuerst wurde das Metall als Schmuckstück verwendet. 1921 wurde das Grab von einem Mädchen (etwa 6 Jahre alt) aus der Bronzezeit in Jütland entdeckt. Sie lag in einer ausgehöhlten Eiche. «Um ihre Taille trug sie einen Gürtel mit einer prächtigen, scheibenförmigen Gürtelplatte aus Bronze. Sie lebte um 1370 vor Christus und ist im Sommer gestorben.» Diese Bronzeplatten trug man in Nordeuropa, in Zentraleuropa hatte man sogenannte Radnadeln, mit denen Mäntel und Umhänge verschlossen wurden. So wird eine Geschichte von dem Mädchen Mare eingeflochten, das eine Radnadel als Geschenk erhält. Zu allen Fundstücken, die erklärt werden, folgt eine fiktive Geschichte. Die von Rukh und dem Beil hat mir besonders gut gefallen. Und die Begebenheit zum Schwert ist natürlich abenteuerlich. Jedes Kapitel hat seine eigene Farbgebung, ebenso kennzeichnet der Ausschnitt einer Höhlenmalerei oder Felsgravur am Rand die Seiten. Die begleitende Erzählung ist passend in der Farbe aufwendig gestaltet, ein golden schimmernder Bronzehauch auf jedes farbige Blatt aufgesprüht. Eine prima Idee, einzutauchen in eine Zeit lange vor uns; den Menschen und Gegenständen Leben einzuhauchen. So könnte es gewesen sein! So oder so ähnlich. Die Grafiken bereichern stimmungsvoll den Text, bewegen sich im passenden Farbsegment des Kapitels. Am Ende gibt es ein Wortverzeichnis und eine Karte, auf der man die Abbaugebiete von Zinn und Kupfer in Europa findet; der Ort der Fundstücke aus dem Buch ist eingezeichnet. Es ist ein anspruchsvolles Buch in Text und Inhalt. Kinder, die sich für die Geschichte der Menschen interessieren, für Archäologie, werden hier ihren Spaß haben. Eine prima Idee, Sachkunde mit einer spannenden Erzählung zu verknüpfen. Der Ultramar Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 10 Jahren. Das passt für mich. Linda Dielemans stammt aus den Niederlanden und hat schon als Kind Notizbücher vollgeschrieben. Nach der Schule ging sie auf das Konservatorium, um sich als Oboistin ausbilden zu lassen. Weil sie sich schon immer für Geschichte interessierte, begann sie danach ein Archäologie-Studium. Heute arbeitet sie als Archäologin und Schriftstellerin in den Niederlanden. Sie ist eine der bekanntesten Autorinnen für historische Kinderbücher und wurde für ihre Romane und Sachbücher vielfach ausgezeichnet. Dieses Buch wurde prämiert mit dem niederländischen Kinderbuchpreis Vlag en Wimpel 2020; es erhielt den White Raven 2020 und wurde nominiert als bestes niederländisches Kinderbuch (Woutertje Pieterse Prijs). Sanne te Loo lebt und arbeitet in Leersum in den Niederlanden. Sie studierte Illustration an der Akademie für Kunst und Design in Breda und hat mehr als 30 Bilder- und Kinderbücher illustriert. Manchmal schreibt sie auch eigene Geschichten. Dafür wurde sie schon mit dem „Silbernen Pinsel“ für das beste illustrierte Kinderbuch des vergangenen Jahres in den Niederlanden ausgezeichnet.