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gwyn

Posted on 7.9.2023

Tiefschwarzes bis blauschwarzes Gefieder, mit klobigem Schnabel – die Kolkraben sind bekannt für ihre verblüffende Intelligenz, für das clevere Benutzen von Werkzeugen und für ihr außergewöhnlich soziales Miteinander: Raben und Krähen faszinieren und begleiten Menschen seit jeher. Als Verhaltens- und Kognitionsbiologe nimmt Thomas Bugnyar uns mit auf eine Entdeckungsreise in das Leben, Denken und Fühlen der Raben. Wir lernen die Verhaltensweisen der Rabenvögel zu verstehen, aber auch: dass sie uns verstehen. Mit mit einer Körperlänge von bis zu siebenundsechzig und einer Spannweite von hundertdreißig Zentimetern gehören die Raben zu den größten Vögeln – Allesfresser, Fleischfresser (Wühlmäuse, Fische, Frösche, Reptilien, Insekten, Muscheln und Schnecken, Beeren, Obst, Pilze) – Aasfresser. Letzteres hat wohl den Mythos des Todesvogels für den Menschen entstehen lassen. Raben sind laut, besonders die Rabenkinder, denn sie haben keine Feinde, vor denen sie sich verstecken müssen. Der Mensch ist ihr Feind. Als Nesträuber hat man Raben bezeichnet und als «Rabeneltern», die sich nicht um den Nachwuchs kümmern. Alles Schnee von gestern. Der international renommierte Rabenforscher Thomas Bugnyar räumt mit vielen Mythen und Schwarz-Weiß-Bildern auf. «… weil hier Grund zur Annahme besteht, dass sich dieses Sozialverhalten konvergent entwickelt hat. Das heißt sowohl auf den Menschen als auch auf Raben wirkten ähnliche «Selektionsdrücke», die – trotz unserer Verschiedenheit – sowohl im Lauf der Evolution ähnliche Eigenschaften bei beiden Arten verstärkt haben.» Thomas Bugnyar nimmt uns mit zu seinen Experimenten, beschreibt seine Beobachtungen, stellt Fragen und schließt als Resümee seine Schlüsse daraus, die er ausführlich erklärt. Genau das macht dieses Sachbuch so interessant. Welche Ähnlichkeit der Verhaltensweisen verbinden Mensch und Rabe? In seiner «Soziale-Intelligenz-Hypothese» analysiert Thomas Bugnyar das soziale Verhalten von Raben als Einzelindividuum und als Gruppenmitglied im Sozialgefüge und macht interessante Beobachtungen. «Schimpansen sind uns in dieser Hinsicht weniger ähnlich». Raben können tricksen, auch ihre Artgenossen austricksen, Futter vor ihnen verstecken. Wird ein Rabe dabei von einem anderen beobachtet, überlegt er genau seine weitergehende Taktik. Der andere wird so tun, als hätte nichts bemerkt, um möglicherweise zu einem anderen Zeitpunkt das Futter zu stehlen. Fast unvorstellbar, denn dieses Verhalten setzt eine großartige Gehirnleistung voraus, die man bisher nur Säugern zuschreiben konnte. Raben identifizieren bestimmte Artgenossen auch in großen Gruppen, merken sich, wer sie bestiehlt, übervorteilt und machen einen Bogen um diesen Raben. Sie meiden alles Neue, wissen genau, was sie sich gegenüber einem ranghöheren oder -niederen Raben erlauben können. Dies und viel mehr über Raben gibt es in diesem Band zu lesen. Das Sachbuch erhielt die Auszeichnung: Wissenschaftsbuch des Jahres 2023. Empfehlung! Thomas Bugnyar ist Professor und aktueller Leiter des Departments für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien sowie der Forschungsstation Haidlhof in Bad Vöslau. Dort und an der von Konrad Lorenz gegründeten Forschungsstelle Grünau im Almtal erforscht er die kognitiven und sozialen Fähigkeiten von Tieren, insbesondere von Rabenvögeln. Mit den zahlreichen neuen Erkenntnissen, die er in der Arbeit mit handaufgezogenen wie mit wildlebenden Raben und Krähen in den vergangenen 25 Jahren gewinnen konnte, gehört er zu den weltweit bedeutendsten Rabenforschern und Kognitionsbiologen. Patricia McAllister-Käfer ist freie Journalistin und Schreibmentorin. Sie beschäftigt sich in ihrer Arbeit für Auftraggeber wie „Die Presse“ oder „Datum“ mit dem Verhältnis zwischen Natur und Mensch – und damit, wie es sich erzählen lässt.

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