Profilbild von gwyn

gwyn

Posted on 7.9.2023

Dies ist die Fortsetzung zu «Die Wahrheit von Harry Quebert» – zwei voneinander unabhängige Geschichten. Mir hatte der Roman um Marcus Goldman damals sehr gut gefallen, weil er so wendungsreich war – was ich für den Nachfolger ebenso versprechen kann. Nach Harry Quebert hatte Joël Dicker mit seinen Romanen für mich erheblich nachgelassen, doch dieser, so sagte man, soll in der Qualität an den ersten anknüpfen … und ja, da ist er wieder! Wir erinnern uns an den Schriftsteller Marcus Goldman und Sergeant Perry Gahalowood, die sich während der Ermittlung anfreunden. Und dieses Mal untersuchen sie gemeinsam als Team einen alten Mordfall, der abgeschlossen ist, der Täter bereits im Gefängnis schmort. Doch neue Erkenntnisse werfen die Frage auf: Wurde seinerzeit der Falsche verurteilt? «Freitag, 2. April 1999 Als Letzter lebend gesehen hatte sie Lewis Jacob, der Besitzer einer Tankstelle an der Route 21, gegen 19: 30 Uhr, als er seinen Shop neben den Zapfsäulen verließ. Er wollte seine Frau an ihrem Geburtstag zum Essen ausführen. ‹Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht, den Laden nachher abzuschließen?›, sagte er zu seiner Angestellten, die hinter der Kasse stand. ‹Das mach ich doch gern, Mr Jacob.› ‹Danke, Alaska.› Lewis Jacob ließ den Blick auf der jungen Frau ruhen. Sie war eine Schönheit. Ein Sonnenschein. Und so freundlich! In den sechs Monaten , die sie bei ihm arbeitete, hatte sie sein Leben verändert.» April 1999, in Mount Pleasant, einem Kaff an der amerikanischen Ostküste im Bundesstaat New Hampshire, wird die Leiche der jungen Alaska Sanders geborgen. Die Geständnisse eines Verdächtigen und seines Komplizen genügen, um die Ermittlung zu einem raschen Erfolg zu führen. – Wechsel – Zwei Jahre zuvor hatte der Schriftsteller Marcus Goldman die Unschuld seines Mentors und Professors, Harry Quebert bewiesen, der sich seitdem zurückgezogen hatte. Goldman schrieb die Geschichte auf und wurde damit zu einem berühmten Autor. Er sucht nach Quebert, der ihm fehlt und nach Inspiration, als er vom Tod von Sergeant Perry Gahalowoods Frau hört. Bei der Beerdigung erzählt ihm der Polizist, er habe ein Schreiben gefunden, das zeigt, seine Frau muss einem anonymen Hinweis nachgegangen sein, der für ihn bestimmt war – ein Tipp, der der beweisen soll, dass Eric Donovan unschuldig einsitzt. Und so begeben sich die beiden Freunde auf die Suche, herauszufinden, ob man damals die Mordaufklärung falsch angegangen war. Wer hatte elf Jahre zuvor die 20-jährige Alaska Sanders getötet? Warum war die Schönheitskönigin, der man eine Karriere als Schauspielerin vorausgesagt hatte, nicht den damaligen Angeboten gefolgt, sondern war in das abgelegene Kaff Mount Pleasant gezogen, um an einer Tankstelle zu arbeiten? Was hatte sie zu verbergen? Oder vor was hatte sie Angst? «Es ist Zeit, dass Sie zu Ihrer eigenen Identität als Schriftsteller stehen. Vor allem müssen Sie aufhören, partout in meine Fußstapfen treten zu wollen.» Im Laufe der Ermittlungen werden einige Geheimnisse gelüftet, es gibt Verdächtige, Zeugenaussagen werden neu bewertet, und manch einer hat damals nicht alles gesagt, was er wusste oder gelogen oder wurde nicht ernst genommen. Im Geflecht der vielen Hinweise gibt es immer wieder Wendungen, neue Andeutungen, so dass Joël Dicker es geschickt schafft, die Spannung hochzuhalten. Er wechselt die Perspektiven und die Zeitebenen, entwickelt komplexe Charaktere, die den Lesenden auf der emotionalen Ebene ansprechen. Goldman berichtet uns von der Ermittlung zum Fall und von seiner Sehnsucht, endlich seinen Mentor wiedersehen zu können, dem er ebenfalls nachspürt – der ihm am Schluss einen wichtigen Tipp zu seinem ruhelosen Leben geben wird. Ein Erzähler blickt parallel zurück in die Vergangenheit, erzählt etwas über Alaska und deren Umfeld – Zeitzeugen, die das Team verhört, erweitern dies mit ihren heutigen Aussagen. 600 Seiten Lesevergnügen bzw. achtzehneinhalb Stunden Hörvergnügen vergehen so im Flug. Wem die «Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert» gefallen hat, der sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen. Ein spannender Whodunnit, Mysterykrimi, wendungsreich und spannend, beste Unterhaltung! Joël Dicker wurde 1985 in Genf geboren. Seine Bücher «Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert» und «Die Geschichte der Baltimores» wurden weltweite Bestseller, über 6 Millionen mal verkauft und mehrfach ausgezeichnet. «Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert» wurde in den USA als Serie verfilmt.

zurück nach oben