Ceciliasophie
Es ist schon ein Weilchen her, dass ich „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ gelesen habe, aber zum Glück habe ich erst vor kurzem die Serie gesehen und so war mir der allgemeine Inhalt noch ganz gut in Erinnerung, als ich das Hörbuch zu Alaska Sanders begann. In die Geschichte habe ich relativ schnell reingefunden, was auch daran liegt, dass Alaska Sanders ebenso aufgebaut und geschrieben ist wie Harry Quebert. Und an der Stelle einmal vorweggreifend meine einzige Kritik, die ich an diesem Werk äußern kann: Harry Quebert hat mich total eingesogen, war neu und spannend zu entdecken. Und all dies war auch Alaska Sanders, aber es ähnelte dem Vorgänger einfach ein bisschen zu sehr. Ich hoffe, dass dies bei weiteren Büchern des Autors nicht auch so wirken wird, aber es ähnelte arg einer zurechtgeschnittenen Schablone, die schon einmal wunderbar funktioniert hat und die man nun erneut rausholt. Dennoch hat mich die Geschichte total eingesogen und ich konnte mich einfach in ihr verlieren. Die Handlung ist wie von Joel Dicker gewohnt sehr komplex. Auf unterschiedlichen Zeitsträngen entfalten sich unterschiedliche Geschichten, zum einen die von Alaska Sanders, aber auch von anderen Figuren. Man wird als Leser:in nicht gleich zu Beginn mit allen Ebenen konfrontiert, aber je tiefer man in die Geschichte eintaucht, umso mehr einzelne Fäden an Handlungen hält man in der Hand. Es klingt etwas überfordernd, aber beim Lesen fällt eigentlich überhaupt nicht auf, auf wie vielen Ebenen Joel Dicker seine Leserschaft hinführt. Und erst zum Ende hin kommen alle Fäden in einen gemeinsamen Strang und dies so gut geschrieben, dass es kein loses Ende eines Fadens gibt, sondern alle Irrungen und Wirrungen aufgeklärt werden. Marcus Goldberg trifft in diesem Band erneut auf Perry Gahalowood und die Beziehung der beiden fand ich wirklich sehr gut geschrieben und beschrieben. Generell finde ich Joel Dickers Art, die Beziehungsgeflechte einzelner Personen zu gestalten, ganz toll. Das Buch kann durchaus als alleinstehendes Werk gelesen werden, empfehlen würde ich dies jedoch auf keinen Fall. Zum einen, weil die anderen Bücher von Joel Dicker einfach wunderbar sind, zum anderen aber, weil es schon Querverweise und Anspielungen auf Harry Quebert und „Die Geschichte der Baltimores“ gibt. Gerade, wenn man Harry Quebert nicht gelesen hat, werden kürzere Erzählstränge wenig Sinn ergeben, obwohl Joel Dicker immer wieder erklärend eingreift und wohl dosierte Informationen als Erinnerungsstütze gibt. Wie bereits erwähnt habe ich das Hörbuch gehört und es war ein absoluter Genuss. Torben Kessler, der bereits die anderen Werke von Joel Dicker vertont hat, hat auch hier wieder ganze Arbeit geleistet. Generell hatte ich (wieder einmal) eine fantastische Lesezeit beziehungsweise Hörzeit. Aber das Buch muss in meinen Augen auch eher in einem Rutsch gelesen werden. Hätte ich das Hörbuch für längere Zeit pausiert, hätte ich wirklich schwer wieder in die Geschichte rein gefunden. Für die gemütlicher werdende Jahreszeit ist es also genau das richtige.