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magineer

Posted on 26.8.2023

Draculas Vermächtnis Während sich Barbara von Cilli, die legendäre Schwarze Königin, und Vlad Dracul, Geisel am Hofe ihres Gemahls Sigismund, im düsteren Südeuropa des frühen 15. Jahrhunderts näher kommen, reicht das Vermächtnis ihres kämpferischen Schwurs (das Reich vor den Klauen der vampirischen Strigoi und ihrer Vasallen zu beschützen) bis in die Moderne: Hier gerät der Teenager Len, Nachfahre der Draculesti, bei einer Reise nach Prag in allerhöchste Gefahr, weil die alten Mächte wieder zum Leben erwachen und ihm nach dem selbigen trachten. Fortan muss er, zusammen mit Freunden und Schicksalsgefährten, um die Zukunft der Welt kämpfen. Oder zumindest darum, nicht als Vampirhäppchen zu enden ... Markus Heitz bildet mit Wolfgang Hohlbein und Kai Meyer so etwas wie das Dreigestirn der modernen Phantastik in Deutschland. Zwar gelingt ihm dabei selten die dichte Atmosphäre von Meyers oft stilistisch geschliffener und mythologisch aufgeladener Gothic-Schauerliteratur, aber am alten Vorbild Hohlbeins hat sich Heitz mittlerweile vorbeigeschrieben: Sein Output ist mit bislang über 60 Romanen in verschiedenen phantastischen Genres mindestens genauso produktiv wie der des Neußer Urgesteins, aber Heitz' Schreibweise ist moderner und weniger adjektivgeladen als die von Hohlbein und erschafft dadurch auch nicht die immer wieder gleichen sprachlichen Bilder. Beiden gleich ist jedoch die fast spielerische Verortung abenteuerlicher Fantasy-Elemente in einem zeitgenössischen Umfeld, ohne völlig deplatziert zu wirken - was viele ihrer thematisch mit fest etablierten Tropen spielenden Bücher zu idealer All-Ager- bzw. Young-Adult-Literatur macht. Ideale Freizeitlektüre für Heranwachsende und Erwachsene gleichermaßen also, die bei ihrer Zielgruppe nur wenig Kompromisse machen muss. Heitz' "Die schwarze Königin" ist flüssig und schnörkellos erzähltes Horror-Abenteuerkino ohne größeren Anspruch, aber mit einer dynamisch strukturierten Geschichte, klaren Protagonisten und einer großzügigen Prise spannender Action- und Gruselelemente, um den Leser auf seiner Achterbahnfahrt bei der Stange zu halten. Manchem Leser mag "das Indiana-Jones-Level deutlich zu hoch" sein, wie es selbst Hauptfigur Len einmal im Roman wortwörtlich durch den Kopf schießt, und der Autor übertreibt es zu Beginn tatsächlich ein wenig mit der Erklärbär-Nummer, indem er seine ganze Exposition zusammen mit historischen Hintergrundinformationen in gestelzte und damit wenig glaubhafte Dialoge schnürt ... aber sobald sein atemloser Fantasy-Thriller um unterirdische Kreaturen, gerissene Vampire und Gestaltwandler, heroische Kämpfer und unerschrockene Teenager endlich mal Fahrt aufnimmt, hat er die Leser hinter sich. Und das dürfte das wahre Erfolgsgeheimnis eines handwerklich überragenden Allrounders wie Markus Heitz sein. Gut gemacht - "Die schwarze Königin" ist eine klare Empfehlung für Fantasy- und Horrorfans fast jeden Alters!

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