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marcello

Posted on 25.8.2023

Als „A Magic Steeped in Poison“ angekündigt worden ist, ist mir das Cover vielfältig online begegnet. Ich fand es auch sofort reizvoll, dass ersichtlich war, dass es um die chinesische Kultur gehen würde. Ich liebe es nämlich sehr, andere Kulturen über spannende Romane kennenzulernen. Vielleicht habe ich unbewusst mit dem Lesen gewartet, weil eine Dilogie angekündigt wurde. Band Zwei ist nun erschienen, so dass ich die beiden relativ zeitnah hintereinander weg lesen kann. Aber wie hat mir der Auftakt gefallen? Zunächst einmal finde ich die gesamte Idee der Tee-Magier sehr spannend. Tee kann man bekanntlich viel aus England und eben aus China, so dass die Verbindung wirklich sehr gut passt. Ich musste auch daran denken, dass sich Schulmedizin und andere Bereiche, die eher über die Heilkräfte der Natur kommen, sich oft so unwiderruflich gegenüberstehen. Ich glaube selbst, dass sich diese gegenüberliegenden Seiten nicht ausschließen müssen und dass es oft auch auf einen selbst ankommt, ob man für Heilung bereit ist und daran glaubt. Natürlich sind hier die Heilkräfte der Natur durch Fantasy noch einmal betont, aber ich fand es dennoch nicht unrealistisch, sondern eher als sanfte Übertreibung, die tief in der chinesischen Kultur verwurzelt ist. Zwar hätte ich mir auf jeden Fall gewünscht, dass die einzelnen Fähigkeiten der Magier und ihre Möglichkeiten etwas systematischer vorgestellt worden wären, aber ich fand die einzelnen Ideen, wie man mit verschiedenen Pflanzen verschiedene Tees mit verschiedenen Wirkungen erzeugen kann und wie der Magier dadurch sinnbildlich eine Beziehung zu seinem Patienten eingeht. Die einzelnen Bilder dazu fand ich sehr aussagekräftig und ich habe dazu auch nirgendwo schon was ähnliches gelesen. Da es bekanntlich noch einen zweiten Band gibt, bin ich sehr gespannt, was wir von dieser Welt noch lernen können, denn sie hat wirklich großes Potenzial. Positiv war sicherlich auch der schnelle Einstieg, denn ehe wir uns versehen, stürzt sich Ning ins große Abenteuer, indem sie in die Hauptstadt reist. Die Entscheidung ist sicherlich etwas impulsiv und wäre unter anderen Umständen vielleicht gar nicht passiert, aber wo sie ihre Schwester leiden sieht, da setzt sich in ihr die Überzeugung fest, dass sie nur die entsprechenden Leute oder Möglichkeiten kennenlernen muss, um Shu retten zu können. Nings Mutter war eine begnadete Magierin, ist aber getötet worden, was die Situation doppelt persönlich macht. Dadurch habe ich mich sehr schnell mit Ning identifizieren können, weil sie eben großen Schmerz empfindet und das irgendwie verarbeiten muss. Es blitzt auch durch, dass sie nie selbst so recht an ihre Fähigkeiten geglaubt hat, obwohl sie immer schon genug Fähigkeiten in sich hatte. Ich mag solche Protagonisten, die in sich viel Potenzial haben, aber nicht selbst an sich glauben und erst durch eine extreme Situation sich selbst kennenlernen. Das ist eine sehr realistische Darstellung, da es den meisten so geht. In solchen Romanen sind Wettkämpfe immer ein interessantes Setting, weil sie viel Spannung, Herausforderung und Überraschungen bieten. Aber es war gut, dass das nicht der einzige Fokus des Buches ist, weil die Geschichte so reicher an unterschiedlichen Handlungen ist. Mit den einzelnen Herausforderungen hat man deutlich gemerkt, dass Ning immer wieder über sich hinauswachsen und auch viel Mut beweisen musste, weil sie sich mit dem Leben in der Großstadt nicht auskennt und daher in diverse Fettnäpfchen getreten ist. Da hat mir dann speziell auch gefallen, dass Ning nie verschüchtert wirkte, sondern eine bodenständige innere Einkehr hat, für die sie bedingungslos eintritt. Weiterer Pluspunkt ist sicherlich auch, dass es mit Kang - nennen wir es vorsichtig - eine Liebesgeschichte gib, die sich dennoch nicht unangenehm in den Vordergrund drängt. Das ist ja leider öfters das Problem, dass die Frau etwas kopflos wirkt, wenn sie sich verliebt hat. Hier war es eher gleichberechtigt: beide fanden sich auf Anhieb interessant, beide haben sich aber auch misstraut, so dass manches impulsiv und anderes wiederum sehr rational war. Am Ende würde ich sogar sagen, dass all die Beziehungen, die Ning zu dem ersten Band eingeht, relativ gleichberechtigt sind. Das macht einen abwechslungsreichen Roman aus, der immer wieder überraschen kann. Im Grunde gibt es einen großen Hauptzweig der Handlung, doch viele kleine Aspekte spielen da zusammen rein. Das finde ich geschickt gemacht, weil eben nicht nur in der Hauptstadt alles auf dem Spiel steht, sondern weil es das gesamte Reich betrifft und alle irgendwie damit zu tun haben. Dadurch gibt es natürlich mit den Verbindungen viel zu entdecken. Parallel ist aber auch der Einfluss des Politischen sehr groß und es ist deutlich zu merken, dass die entscheidenden Machtspielchen erst im zweiten Band richtig zur Geltung kommen werden. Da bereitet der erste Band gut vor, ohne aber nur diese Funktion zu haben. Denn es passiert eben auch so schon genug an Abenteuern und Herausforderungen, die gut durch den Roman treiben. Daher finde ich es auch gut, dass es nur noch einen weiteren Band geben wird, weil ich schon jetzt den Eindruck habe, dass es ein gut durchdachtes Konzept gibt, was zu einem zufriedenstellenden Ende führen wird. Schon der Ausgang dieses Bandes ist recht offen und absolut spannend angelegt, sogleich gibt es immer noch viele Möglichkeiten, wie die Erzählung weitergehen kann. Fazit: „A Magic Steeped in Poison“ ist auf eine unterhaltsame Art und Weise ein guter Einblick in die chinesische Kultur, wo ich mich schon fast scheue, wirklich von Fantasy zu sprechen, weil es sich sehr natürlich und überzeugend anfühlt. Das Thema des Buches ist sehr interessant und mit einer starken Protagonistin an der Hand hat sich das Buch toll weglesen lassen. Ich freue mich schon auf den Abschluss.

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