sursulapitschi
Wie können Kinder mit einer alkoholsüchtigen Mutter aufwachsen? Tilda und Ida haben sich damit arrangiert. Eigentlich ist Tilda viel mehr Mutter für Ida als ihre echte Mutter, die entweder depressiv oder betrunken ist, wenn nicht gar beides. Hier wird eine wirklich anrührende Geschichte erzählt. Diese beiden Mädchen sind bewundernswert tapfer, selbstständig und liebevoll zu einander. Tilda möchte einerseits studieren gehen, kann aber andererseits ihre kleine Schwester nicht mit dieser Mutter alleine lassen. So weit hat mir das Buch gut gefallen, das sehr schön erzählt wird und zu Herzen geht. Auch die Liebesgeschichte, die im Schwimmbad beginnt, wo Tilda regelmäßig ihre 22 Bahnen zieht, ist anrührend und mitreißend. Allerdings hat Viktor auch eine familiäre Tragödie zu verarbeiten und an dieser Stelle stapeln sich die Dramen schon ziemlich. Vermutlich hätte ich jedem anderen Buch aufgebauschte Dramatik attestiert. Hier wird es aber so ansprechend und auch kunstvoll präsentiert, dass man es direkt wieder vergisst. Auch die Frage, warum sich das Jugendamt nicht einschaltet, wenn Tilda jahrelang zu den Elternabenden ihrer kleinen Schwester geht, ignoriert man einfach. Das Einzige, was mich wirklich gestört hat, waren die Dialoge im Stil eines Theatertextes. Ida: … Ich: … Ida: … Ich: … Gerade im Hörbuch sind solche Dialoge eher ermüdend, obwohl es grundsätzlich von Carolin Haupt sehr schön gelesen wird. Es dauert 6 Stunden, 21 Minuten. Dieses Buch ist wie eine warme Decke, die einem in einer ungemütlichen Situation kuschelige Momente verschafft. Ein kleiner, berührender Ausflug in ein Drama, das dann doch irgendwie bewältigt wird und letztendlich Mut macht.