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In Timothy Tops Leben ist derzeit nicht so, wie er sich das vorstellt: Seine Eltern streiten sich ständig, und auch in der Schule gibt es nur Ärger. Vor der Haustür befindet sich sein Lieblingspark, mittendrin steht der mächtige Little John von 1870, ein uralter Baum. Der fiese Mr. Plumbee plant nun, den Stevenson Park zu überdachen, ihn in eine graue Betonwüste zu verwandeln. Dazu soll Little John gefällt werden. Die Kinder in der Schule werden aufgefordert, sich einen Namen für den neuen Park auszudenken. Timothy ist entsetzt, Little John muss stehenbleiben! In der Nacht entdeckt er, dass sein Daumen nicht nur grün leuchtet, sondern sogar Pflanzen heilen kann. Und er beschließt, alle seine Kräfte zusammenzunehmen und Mr. Plumbees Pläne zu durchkreuzen. Hier werden gleich mehrere Themen angesprochen: Der ewige Streit der Eltern, was Timothy zu schaffen macht; die Ausgrenzung in der Schule durch Mitschüler und Lehrerin; und dann das Problem des Parks. Das war mir ein wenig zu viel für ein Kinderbuch – denn jedes einzelne Thema an sich reicht für ein Buch. Und so wird eben auch keins tiefgründig ausgefüllt. Welche Ursachen hat es, dass man Timothy mobbt und was könnte er dagegen tun? Das Gleiche gilt für die schlechten Noten. Das ist Fakt, wird nicht weiter thematisiert. Die Eltern liegen im Dauerstreit ... und weiter? Kommen wir zum Park. Natürlich möchte Timothy nicht, dass er verschwindet. Mich wundert, dass ihm kein einziges Kind zur Seite steht. Es gibt so etwas wie eine Bürgerbewegung – ein paar Leute ketten sich sogar an den Baum an. Timothy wäre gern ein Superheld. Und plötzlich besitzt er Superkräfte, einen grünen Daumen, mit dem er Pflanzen heilen kann. Aber nichts kann die Bagger aufhalten. In der Nacht, in der der Baum gefällt werden soll, rennt Timothy in den Park und nimmt alle seine Superkräfte zusammen, bringt den Bagger zum Explodieren. Drumherum stehen die Menschen, schauen zu, applaudieren. Mr. Plumbees schleicht sich von dannen. Alles so weit gut. Timothy achtet alle Lebewesen, auch Käfer usw., die andere zertreten. Es wird gezeigt, dass der Park vielen Tieren einen Lebensraum gibt. Das ist die positive Message an diesem Kinderbuch. Timothy Top will die Welt retten – und er schafft es, ganz allein, weil er nicht aufgibt – zumindest vorerst. Eine gute Superheldengeschichte. Ein Kinder-Comic der dafür taugt, um über Umweltzerstörung zu diskutieren, und die Wichtigkeit von Grünflächen anzusprechen. Letzteres hat mir gefehlt; auch hier tritt die Oberflächlichkeit zu Tage. Anstatt so viele Themen auf einmal anzureißen, wäre es besser gewesen, sich dem Umweltthema intensiver zu widmen. Die Graphic Novel eignet sich gut für Erstleser auf Grund der großen Schrift und der einfachen Sprache. Der Edition Helden Verlag gibt eine Altersempfehlung von 6–10 Jahre. Das passt. Gud (alias Daniele Bonomo), geboren 1976 in Rom, ist ein erfolgreicher Comiczeichner und Autor. Er studierte Politikwissenschaft und Comic, heute ist er selbst an Comic-Hochschulen tätig. Das römische Comicfestival ARF! hat er mit- und die Comicagentur Comics-Provider.com selbst gegründet. In Workshops an unzähligen Schulen konnte Gud viele Fans für sich, Timothy Top und den Comic gewinnen. Seinen Künstlernamen hat Daniele von seinem italienischen Nachnamen „Bonomo“ „guter Mann“ und dem englischen Wort „good“ abgeleitet.