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stricki

Posted on 24.7.2023

Im Wattenebel In diesem Buch dreht sich alles um Alex, einer mittelhübschen 22-jährigen, mit einem fatalen Hang zu Schmerzmitteln. Eine junge Frau, die definitiv nicht zu den Reichen und Schönen gehört, in deren Kreisen sie sich bewegt. Sie wirft sich doppelt so alten Männern an den Hals, und das mit System und Strategie. In ihrer Vergangenheit scheint sie eine Art Ausbildung genossen zu haben - wie angele ich mir einen Sugar-Daddy? Ihre Vergangenheit bleibt rätselhaft, Emma Cline gönnt uns nur kurze Einblicke in Alex Vergangenheit, zu kurz, um zu verstehen, wie sie zu diesem "sexy Biest" geworden ist. Der Roman erstreckt sich über eine Woche, in der eine Menge passiert. Alex, extrem bemüht, ihren aktuellen Lover zufrieden zu stellen, wohlwissend, dass dieser schnell gelangweilt ist von seinen austauschbaren Spielgefährtinnen, wird nach einem Fauxpax rausgeworfen. Und weiß nicht, wohin. Sie hat in ihrem vorherigen Leben zu viel verbrannte Erde hinterlassen und kann nicht zurück. Also ergreift sie jede Gelegenheit, die sich ihr bietet, um für die Nacht ein Dach über dem Kopf zu haben. Je exklusiver, desto lieber. Einerseits gar nicht wählerisch, hat sie andererseits ein enorm gutes Händchen für schlechte Entscheidungen. Wohlgesonnene Menschen verkrault sie durch Arroganz und schlechtes Benehmen, Bedürftigkeit widert sie an, Wohlstand und Drogen hingegen ziehen sie magisch an. Skrupellos schnorrt sie sich durch, immer das große Ziel vor Augen: Die Sommerparty bei Simon, bei der sie sich mit ihm versöhnen will. Eine unglaublich unrealistische Vorstellung einer chancenlosen jungen Frau, die nie gelernt hat, sich auf etwas anderes zu verlassen als ihre erlernte Rolle als kostspielige, gut aussehende, entgegenkommende Begleitung ... Über dem ganzen Roman schwebt das Unheil wie eine düstere Gewitterwolke, weiter angeheizt durch Alex fortwährenden Medikamentenmissbrauch, ihre Lügen und Hinhaltetaktiken, ihr Spiel mit den Menschen, die ihr begegnen. Eiskalt, berechnend, aber auch verzweifelt. Die Wahrheit nur eine Möglichkeit unter vielen, eine eher schlechte Option. Das Ganze ist gut erzählt, das Cover großartig, der Titel zynisch. Aber: Was will uns Emma Cline mit dieser Geschichte sagen? Geht es um die Oberflächlichkeit der amerikanischen High Society? Der Schere zwischen Arm und Reich? Ich hätte gern mehr über Alex Vergangenheit gewusst. Wie ist sie dort gelandet? Ich sehe die Story als Film vor mir, für den Roman hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.

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