dajobama
Die Einladung – Emma Cline Alex ist eine junge Frau, noch nicht einmal Mitte zwanzig, die neben diversen Problemen aus ihrer Vergangenheit offensichtlich auch psychische Probleme hat. Nachdem ihr deutlich älterer, wohlhabender Freund Simon sie vor die Tür setzt, hat sie nur noch ein Ziel: eine Woche zu vertrödeln, bis zu Simons Party, zu der sie wieder aufzutauchen gedenkt. Hier malt sie sich eine wundersame Versöhnung aus. Ohne Übernachtungsmöglichkeit lässt Alex sich einfach treiben, nutzt diverse Situationen aus, um zu einem Schlafplatz oder sonstigem zu kommen – ohne Rücksicht auf Verluste oder auch nur ein Gefühl für gefährliche Orte oder Menschen. Dabei trifft sie auf etliche sehr reiche, jedoch auch sehr kaputte Menschen, die sie rücksichtslos ausnutzt und ohne mit der Wimper zu zucken zurücklässt. Diese Protagonistin Alex ist beispiellos unsympathisch. Die Tatsache, dass man keinerlei Hintergründe erfährt, macht dies nicht besser. Es bleibt dem Leser nichts anderes übrig, als sich mit dieser Figur, die von Anfang an lügt, betrügt und klaut zu arrangieren und sie kopfschüttelnd zu begleiten. Auch Mitgefühl für diese sozial vollkommen isolierte Person kann so nicht aufkommen. Noch dazu musste ich feststellen, dass mich diese halbkriminelle Welt der Reichen kaum interessiert. Mehrmals war ich kurz davor, diesen Roman einfach abzubrechen vor lauter Langeweile. Denn die Verhaltensmuster von Alex wiederholen sich recht ähnlich immer wieder. Von einer Entwicklung ihres Charakters oder auch nur Einsicht in irgendeiner Weise – leider keine Spur. Doch tatsächlich hat Emma Cline einen sehr eingängigen Schreibstil, der mich doch immer wieder in einen kurzen Sog mitriss. Dennoch kann auch dieser tolle Schreibstil nicht über die Oberflächlichkeit und fehlende Tiefe hinwegtäuschen. Im Prinzip ist die Storyline nämlich äußerst dünn. Sehr viel mehr als oben beschrieben passiert nämlich auch gar nicht. Insbesondere fehlen die Hintergründe, warum Alex zu der Person geworden ist, die wir hier nun begleiten müssen. Das hätte richtig spannend werden können. Von mir gibt es hier leider nur zwei Sterne, da meiner Meinung nach sehr viel Potential verschenkt wurde.