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stricki

Posted on 23.7.2023

Bei Wind und Wetter T.C. Boyle lässt seine Figuren in dieser Dystopie ordentlich leiden! Der Meister ist zurück, mit Pauken und Trompeten, ich habe diese Geschichte geliebt! Riesentermiten, Hitzewellen, Stürme, Insekten-Massensterben und Menschen, die versuchen damit zurecht zu kommen. Es ist großes Kino, der alkoholduseligen Cat bei ihren armseligen Versuchen mit Hilfe einer mittelgroßen, rasant wachsendenTigerpython ein Instagram-Star zu werden, zuzuschauen. Oder zu lesen. Wobei er die Szenen so anschaulich beschreibt, ich hatte sie vor Augen! Riesenwürgeschlangen als fancy Accessoires, die Frau mit in die Kneipe nimmt. Monsteridee. Und einen Ehemann, dem das wumpe ist, der als Eventmanager durch die Gegend fährt und Alkohol promotet. Hauptsache der Tesla steht vor der Tür und die Frisur sitzt. Und als Gegengewicht Cooper, ihren Bruder, der als Biologe und Wissenschaftler leidenschaftlich für den Erhalt des ökologischen Gleichgewichts kämpft und dabei ganz unglücklich zu Schaden kommt, was ihn komplett aus der Bahn wirft. Was für eine Tragödie, mehr will ich hier aber nicht verraten. Richtiggehend idyllisch geht es bei den Eltern zu, die Mutter mit ihrer Grillenfarm und den Bienen, ihrer Alternative zum Co2-intensiven Fleischkonsum, der Vater Arzt. Beide unterstützen ihre Kinder, wo sie können. Aber die Natur ist grausam. Landstriche verwüsten und Hitzewellen werden Dauerzustand, während woanders die Meere dauerhaft über die Ufer treten und Häuser in bester Strandlage im Salzwasser vermodern und Boote ebenso wichtig werden wie Autos für die Fortbewegung. T.C. Boyle baut hier einen großartigen Spannungsbogen auf und inszeniert hier eine Welt, unsere Welt, die kurz vor dem Kollaps steht, mit normalen Menschen, denen nichts anderes übrig bleibt, sich damit zu arrangieren, und weiterzumachen. Leseempfehlung!

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